Darwineum – Zaunbau im Barnstorfer Wald zerstört Naherholungsgebiet der Rostocker

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Quasi vor unserer Haustür geschieht das Unfassbare: Ein kilometerlanger gerade im Bau befindlicher Zaun zerschneidet die Lauf- und Wanderwege im Barnstorfer Wald!

Das aus Steuer- und Spendengeldern finanzierte Großprojekt Darwineum fordert seinen Tribut. Dass sich seit Sommer diesen Jahres etwas im Barnstorfer Wald tut, hatten wir schon an dem abgeschobenen Waldboden entlang des Wanderweges in Richtung Jägerhütte bemerkt. Jetzt werden allerdings Tatsachen geschaffen! Ein massiver Zaun zerschneidet das bei vielen Rostockern beliebte Naherholungsgebiet. Der Zaun wurde fast schon provokativ mitten auf die Waldwege gesetzt!

Nicht nur Hobbysportler wie wir nutzen seit Jahrzehnten dieses Gebiet. Viele Spaziergänger, Walker und Läufer haben diese Waldwege seit jeher zur aktiven Freizeitgestaltung genutzt. Ebenso findet man hier viele Leistungssportler (Hansa-Spieler, Triathleten, Short-Tracker etc.), die einen Teil ihres Trainings hier absolvieren.  Viele Laufgruppen nutzen den Wald für ihre wöchentlichen Trainingsrunden.

Am kommenden Sonntag, 05.02.2010, findet bereits zum 10. Mal der Burkhard-Greifenhagen-Gedenklauf in genau diesem Waldstück statt.  Etwa zu letzten Mal an dieser Stelle? Und es ist nicht der einzige Wettkampf, der in hier im Jahr durchgeführt wird.

Auch andere Sportler waren ebenso entsetzt wie wir, als sie von der Zerstörung ihrer Trainingsstrecken  erfuhren.

Nochmal zur Klarstellung: dass die Gorillas und Orang Utans des Zoos Rostock eine neue Herberge mit mehr Platz und mehr Auslauf bekommen finden wir auch notwendig. Dafür wurde seit Jahren bei den Rostockern zur Spendenaktion „Schaffen für die Affen“ aufgerufen und sehr viel Geld gesammelt. Auch wir gehen gerne in den Zoo und sind schon lange Jahreskartenbesitzer.

Aber muss dieser Gigantismus wirklich sein?

Brauchen die Affen 10 Hektar wertvollen Naherholungsfläche die jetzt gerodet und zubetoniert werden sollen?

Wäre nicht auch auf dem bisherigen Zoogelände genügend Platz für die Menschenaffen?

Wurde auch an die zahlreichen Erholungssuchenden außerhalb des Zoogeländes gedacht?

Muss die Zerschneidung der Wander- und Spazierwege  sein?


Es muss hier Alternativen für den Erhalt der Laufwege im Barnstorfer Wald geben!

Auch die Rostocker Bürgerschaft scheint nicht viel für Sport übrig zu haben. Bereits beim Wohn- und Sportpark am Tannenweg wurden geplante Sportstätten zusammengestrichen, die als Ersatz für die durch das neu entstandene Wohngebiet entfallenen Fußballfelder ursprünglich vorgesehen waren. Jetzt fallen weitere Sportmöglichkeiten durch das Darwineum ersatzlos weg.

Weiter zum Thema:

Leserbrief an den Blitz-Verlag vom 15.11.2010 „Zoostadt Rostock“ von Reinhard Wolff:

Darwineum für Zoostadt Rostock

Mit dem erfolgreichen Motto einer langjährigen PR-Aktion „Schaffen für die Affen“ werden die noch derzeitg annähernd tierquälerischen Gefangenschaftsverhältnisse der Gorillas im Rostocker Zoo in den nächsten zwei Jahren durch neue Affengehege endlich beendet sein.

Kern-Gegenstand der Initiativen:

–   Erweiterung des Rostocker Zoos durch Errichtung eines knapp 27 Mio. € dotierten Bauprojekts mittels Förder-, Kredit- und Spendengeldern auf einer Fläche des innerstädtischen Barnstorfer Waldes.

–   Es wird eine neuartige Affenzucht entstehen mit attraktiven Tierarten und großzügigen Gehegen

–   in weiteren touristisch hochklassigen Zweckbauten werden Wissensspaß-Animationen vermittelt zur weltweit noch immer hoch emotional diskutierten Evolutionstheorie.
Mit Beginn der vorbereiteten Baumaßnahmen etablierte sich Widerstand in der Bevölkerung.

Kern-Frage: Darf eine innerstädtische Waldfläche für Baubegehrlichkeiten gleich welcher Art geopfert werden?

Als Auslöser der ersten Proteste gelten Umzäunungsarbeiten der zu bebauenden Waldfläche, in deren Folge durch Wegeabschneidung das Naherholungsgebiet Barnstorfer Wald zerstört wurde.

Die gesamte Rostocker Bürgerschaft erteilte im Dezember 2010 einstimmig für die innerstädtische Waldfläche des neu zu errichtenden „Darwineums“ Baufreiheit, inklusive Baumfällgenehmigung, Betonierung, Umzäunung und stellte keine Bedingungen (z.B. Ausgleichs-Aufforstung in der Hansestadt, Waldflächen-Nutzungs-Begrenzung für Folgebauten, umgebende Restflächen für Naherholung der Bevölkerung aufzuarbeiten etc. etc. ).

Ihre politische und ökologische Verantwortung für den Erhalt des Waldes ignorierte die Bürgerschaft damit vollkommen.

Das rechtliche Konstrukt der Waldbaufläche zwischen der Hansestadt Rostock als Eigentümer und der gemeinnützigen Zoo-GmbH (gGmbH), seit 1994 durch Erbbauvertrag als zeitlich

begrenzter Besitzer, spaltet die Meinungen in der Bevölkerung (lt. Presseechos, Mangel an Aufklärungabedarf …).

Hat die Bürgerschaft im Auftrag ihrer Wähler richtig gehandelt?

Nach einer ersten Online-Umfrage (18./19. Dez. 2010, S.10) der regionalen „Ostsee-Zeitung“: „Soll das Darwineum gebaut werden?“, entschieden sich  ⅔ der Befragten klar dafür.

Allerdings eine zweite Umfrage: „Soll für den Bau des Darwineums eine innerstädtische Waldfläche geopfert werden?“ wurde bisher nicht gestellt !

Die Rostocker Bürgerschaft hat niemals die Errichtung dieses Bauprojekts an anderer weit besser geeigneter repräsentativer Stelle in der Hansestadt (inkl. Stadtteil Warnemünde) geprüft, um sich schützend vor die Waldfläche zu stellen.

Rostocker Sportler, die diese Waldfläche als Trainingsstätte und Sportvereine als Wettkampfstätte mit Hunderten von Teilnehmern nutzten, ergriffen die Initiative und erzwangen  mit  einer Presseerklärung im Dezember 2010 eine erste ergebnislose Zusammenkunft mit dem Bauherrn.

Sportler und Bürger sendeten eine erste Adresse an die Bürgerschaft und den Bauherrn:

Ihre Forderungen: –  Wegeanbindungen wieder herstellen

–  das gesamte Rest-Umfeld der Wald-Baufläche „Darwineum“ als Naherholungsgebiet für die Bevölkerung zu erhalten und zu gestalten

–  Aufforstungs-Ausgleich innerhalb der Hansestadt schaffen

–  die Umzäunung optimieren und bürgerfreundlich neu gestalten

–  keine weiteren Baumaßnahmen im innerstädtischen Wald mehr zulassen

Rostocker Sportler erklärten auf dem Meeting klar und deutlich, sie sind keine Gegener des Bauprojekts „Darwineum“ !

Rostocker Sportler sind die kleinste Gruppe der naherholungssuchenden Nutzer des innerstädtischen Barnstorfer Waldes.

Ein zweites Zusammentreffen mit dem Bauherrn und den Kritikern dieses Bauvorhabens ist für Ende Januar 2011 vorgesehen.

Bei weiterer Uneinigkeit bahnt sich langfristig eine juristische Überprüfung an.

Der gesamte Komplex der betriebswirtschaftlichen Folgekosten, im Fall negativer Wirtschaftlichkeit, der letztendlich von der Hansestadt aufgefangen werden muss, spielte in der

öffentlichen Berichterstattung und Diskussion bisher eine nur untergeordnete Nebenrolle, die Stadtparlamentarier halten sich auffallend bedeckt.

Groteske Formen, für die meisten Rostocker vermutlich unverständlich, der bisher öffentlich bekannten Finanzakrobatik zwangen den parteifreien Oberbürgermeister der Hansestadt ein „Bremsmanöver“ einzuleiten:

Professionelle Prüfer eines externen Wirtschaftsunternehmens, deren Auftragsaufwand 100 000,- € weit überschreiten wird, sollen helfen, permanente Kostensteigerungen für die gesamte Bauphase abzuwehren.

Erstes Fazit:

Baufreigabe einer innerstädtischen Waldfläche in der Hansestadt Rostock durch seine gewählten Stadtparlamentarier dürfte deutschlandweit als schwere Pflichtverletzung gebranntmarkt sein und EU-weit heutzutage einen ökokriminellen Akt darstellen.

Die Bürgerschaft der Hansestadt Rostock setzt mit dem Bauprojekt „Darwineum“ im innerstädtischen Wald einen Entwicklungs-Fix-Punkt des Jahrgangs 2010/2011 für ökologische Sensibilität, ökologisches Handeln, politisch-ökologische Verantwortung … auch und gerade nach den Protokollen der vielen UN-Weltklimakonferenzen über … Kyoto bis Cancún … bei denen Waldschutz  jeweils eine herausragende Rolle spielte.

Diese Signale sind im Bürgerschaftssaal des Rostocker Rathauses bisher nicht angekommen.

Zum  LINK

http://www.tanzdasleben.de/Darwineum-fuer-Zoostadt-Rostock/Darwineum-fuer-Zoostadt-Rostock.html

Reinhard Wolff

02. Jan. 2011

http://www.rostock-heute.de/darwineum-rostock/

Artikel in der Ostsee-Zeitung vom 24.11.2010 „Darwineum ist neues Finanzrisiko für die Stadt“

Kategorie: Darwineum | Tags: ,

15 Kommentare zu “Darwineum – Zaunbau im Barnstorfer Wald zerstört Naherholungsgebiet der Rostocker

  1. @gerard: Gibt es auch unzensierte Videos vom Richtfest? Wäre bei unserer konform geschalteten Presselandschaft mal ganz interessant. Erinnert mich fast an die DDR…
    Bei http://www.das-ist-rostock.de/stadtleben/bildung/34999/Die-Rohbauer-ruecken-ab.html wird berichtet, dass das Darwineum viermal größer ist als das Gondwanaland in Leipzig. Größenwahn lässt grüßen! Und was ist, wenn die Kosten auch ins Unermessliche steigen???

  2. […] viel zu viel Wahrheit beinhaltet. Gerade weil auch hier in Rostock durch das neue Darwineum der Zoo um einiges erweitert wird. Lest selbst: Das Kamelkind fragt den Kamelvater: “Du, “Papi, warum haben wir […]

  3. Weihrauch im eigenen Zoosaft

    Der Zoo lädt zum Erlebnistag/Landeszootag am 3.August 2011 mit Grundsteinlegung ein……

    Na ja, dachte ich, guckst mal hin, vielleicht eine Chance zu erfahren, inwieweit unser Barnstorfer Wald inzwischen zerstört ist.

    Am 2. Zooeingang angekommen, bemerkte ich einen separaten Eingang, kontrolliert durch Zookräfte.
    Wie ich dort erfuhr, war das der Eingang für eingeladene Gäste.
    Ich zählte an diesem Durchgang etwas 20 Menschen / Minute die dort hineingingen.
    Also, musste ich als Normalbürger eine Zookarte lösen, um dem Spektakel beiwohnen zu können.
    Im Zoobereich angekommen, kamen noch andere eingeladene Gäste (wie z.b. der Bürgermeister) und vor allem mehrere Gruppen Zoomitarbeiter aus Richtung Zoo1, die auch zur Baustelle gingen (wer wohl während dieser Zeit die gefangenen Zootiere betreute?).
    Auf der Baustelle sah ich insgesamt ca .200 Menschen, davon etwa 80% vorgeladene Gäste, viele Gruppen von Zooangestellten(15%), ca. 3 Polizisten in Uniform, ein paar sich verdeckt haltende Personen und ca.10 „normale“ Zoobesucher. Ach ja und noch ein paar Bauarbeiter.
    Was mir bildlich auffiel war, eine ca. 50m mal 40m Betonfassade, die mich eher an einen überdimensionierten Bunker aus dem 3. Reich erinnerte, wie ich es in manchen Filmen aus dem 2. Weltkrieg kenne.
    Es heißt ja, an dieser Stelle standen mal Luftschutzbunker…….

    Dann begannen die Reden.
    Als erstes sprach der Zoodirektor über das Wetter und bedankte sich bei den Bauunternehmen und Architekten.
    Und leitete die Prozedur für die Urne ein.
    Dann sprach ein Mann, wahrscheinlich der Minister Herr Sellering etwas genauer darüber, was in die Urne wirklich reinkommt.
    Wenn ich mich richtig erinnere, kamen in die Urne die Bürgerschaft, die OZ, die NNN,
    eine Affenmutter, 4Millionen Euro von der Stadt ein bisschen Kleingeld und ein Foto von Herrn Nagel.
    Bitte sinngemäß verstehen, in die Bau-Urne passen natürlich keine lebendigen Menschen und große Geldscheine wären sicher die reinste Verschwendung!
    Dann hatte Herr Sellering alleine das Mikrofon.
    Er sprach davon (wörtlich): “wir können sagen, dass die Mehrheit der Menschen dahintersteht“ – in bezug auf das Darvineum im ehemaligem Barnstorfer Wald. Sarkasmus an: Natürlich basiert die Aussage auf der Analyse des Meinungsforschungsinstitutes. Sarkasmus aus.
    Dann sagte er noch sinngemäß (siehe Video), das es heute normal sei, Bauvorhaben mit Protesten durchzuziehen.
    Weiterhin sagte Herr Minister Sellering, dass auf diesen Platz kein Baum gefällt wurde.
    Allerdings weiß er das angeblich von Herrn Nagel unserem Zoodirektor.
    (da hörte ich, wie sich die Zoobalken bogen und die Drahtgitter lösten)
    Und weiterhin, das es eben ein einmaliger Bau ist….
    Dann kam der Bürgermeister Herr Methling an die Reihe.
    Gutes Werk und so weiter, überregional, Tourismus toppen, das sind so einige Wortfetzen, die ich in Erinnerung habe.
    Dann ging’s noch mal um die geplanten Baukosten, die inzwischen bei 38 Millionen liegen, oder war das ein Versprecher??
    Am Ende bedankt sich noch unser Bürgermeister bei allen Rostockern für dieses Projekt.
    Danach wurde noch ein Affenbildnis der alteingesessenen Orang-Utan-Familie aus dem 30ig Jahre alten Affenkäfig versteigert.
    Mein Filmspeicher war inzwischen auch voll.
    Ach wie ich noch sah gab’ s ne menge zu Essen, allerdings nur für die eingeladenen Gäste kostenlos.

    Wer soll das bezahlen?? So heißt es in einem alten deutschen Sauflied….
    Wie ist das eigentlich mit meinen dort gemachten Videos, kann ich die unter die Menschen verteilen?

    Gerard Hennebach

  4. Kanonensberg, Linden in Warnemünde, Gebüschabholzungen im Lindenpark war mir noch zu weit um Protest anzumelden.
    Der Barnstorfer Wald geht dann schon etwas näher an meine Substanz.
    Denn hier lief ich schon viele Sportrunden, ging dort zig mal spazieren bis ich in diesem Januar mit Sohn auf einen namenlosen Bauzaun stieß, der mich am Weitergehen hinderte.
    Ich war von Natur aus ein Zoofreund, bis jetzt.
    Jetzt dreht sich mir der Magen um, wenn ich von den vorgesehenen Arbeiten höre.
    Ein Affenhaus unbedingt dorthin, wo gewachsene Natur ist….
    Hat unser Zoodirektor Biologie studiert oder in -meine Tasche wirtschaften-?
    Im ersten Falle könnte ich mir vorstellen, das er etwas über Biotope Bescheid weis und dieses Wissen in seine kleinste bürokratische Gehirnzelle verschiebt.
    Ich rufe zum Boykott gegen den Rostocker Zoo auf.
    Also z.B. jeden Zoobesuch vermeiden!!!!!!!!!!!!!!!!

    Was für Umwaltschadensprojekt kommt als nächstes dran.
    Werden noch mehr Teile des Barnstorfer Waldes gekappt und von unseren Rathaus abgesegnet?

    Gerard , Musiker

  5. Wer auch seinen Unmut über das Darwineum kundtun möchte und helfen will, dass das Darwineum nicht in den Barnstorfer Wald gebaut wird, der sollte seine Unterschrift für das Bürgerbegehren zu Rettung des Barnstorfer Waldes setzen. Unterschriftenlisten und Infos (diese werden ständig erweitert) gibt es hier:
    http://www.rettet-den-barnstorfer-wald.de

  6. […] Jana, Roland und Matze hatten zu Hause in Rostock ihre eigenen Weihnachtsläufe durchgeführt. Matze war auf dem super geräumten Radweg entlang der Stadtautobahn  in Richtung Warnemünde unterwegs gewesen, Jana und Roland entlang des ominösen Darwineum-Zaunes. […]

  7. Wie ich es befürchtet habe, gibt es vorerst keine Lösung die beide Seiten befriedigt.

    http://www.nnn.de/nachrichten/home/top-thema/article//sportler-fordern-neue-laufstrecke.html

  8. Ich schließe mich der bereits geschriebenen Kritik an. Mich ärgert auch das Gemauschel, das rund um den Bau des Darwineums betrieben wurde. Kommuniziert wurde nur ein kleiner, präsentabler Ausschnitt des Projekts; die für die Bevölkerung und Vereine wichtigen Informationen (Einschränkungen/Finanzierung über Haushaltsmittel) aber wurden von der Zooleitung und Teilen der Stadt unter der Decke gehalten. Ganz nach dem Motto: Erst mal Nägel mit Köpfen machen und den Rest aussitzen.
    Interessant dazu ein Artikel in der nnn vom 10.12.2010:

    ROSTOCK – Schwerwiegende Abstimmungsprobleme innerhalb der Rostocker Stadtverwaltung gefährden die Finanzierung des Rostocker Zoos für das kommende Jahr. Wie gestern bei der Sitzung des Finanzausschusses öffentlich wurde, kursieren im Rathaus verschiedene Zahlen zum Budgetplan des Tiergartens.

    Während der Wirtschaftsplan der Zoo-GmbH für 2011 eine Summe von etwa 3,5 Millionen Euro vorsieht, sind im Haushaltsplanentwurf nur 2,7 Millionen Euro vorgesehen. Der Mehrbedarf von circa 700 000 Euro ist nicht berücksichtigt. „Den haben wir mangels einer Deckungsmöglichkeit nicht in den Haushaltsentwurf eingestellt“, sagte Corina Kamke, Leiterin des Kämmerei- und Finanzverwaltungsamts. Michael Dahlmann vom Amt für Management und Controlling der Hansestadt betonte indes, auf den bestehenden Mehrbedarf sei hingewiesen worden. Die unterschiedlichen Eckwerte, mit denen im Rathaus gearbeitet wird, bezeichnete der stellvertretende Ausschussvorsitzende Thoralf Sens (SPD) als „hochproblematisch“.

    Der Zoo hatte erst vor wenigen Wochen darauf hingewiesen, dass er für das laufende Jahr sowie für 2011 und 2012 mehr Geld benötigt als bislang vorgesehen – insgesamt etwa 1,3 Millionen Euro. Sollte eine Unterstützung durch die Stadt ausbleiben, steht nach Angaben des Zoo-Geschäftsführers Udo Nagel die pünktliche Eröffnung des Darwineums im März 2012 auf der Kippe. „Wir brauchen Geld, um den Umzug der Tiere vorzubereiten und das Marketing rechtzeitig anzuschieben“, sagte er gestern. Eine von den Kommunalpolitikern ins Gespräch gebrachte mögliche Insolvenz ist nach der Aussage von Kämmereichefin Kamke für die Stadtverwaltung neu: „So etwas ist uns noch nicht vorgetragen worden.“ Zoodirektor Nagel bestätigte nur, dass für sein Haus Liquiditätsengpässe entstehen würden, wenn die Stadt nicht einspringt.

    Attraktion soll Defizit wieder hereinwirtschaften

    Der Zoo, der seit 2006 mit einem jährlichen Budget von 2,7 Millionen Euro auskommt, benötigt das zusätzliche Geld, um Begleitkosten für den Bau des neuen Menschenaffenhauses begleichen zu können. Darunter fällt zum Beispiel eine sichere Absperrung des Baugebiets. Außerdem soll ab Oktober 2011 mit dem Umzug der Tiere begonnen werden. Hier schlagen laut Nagel Kosten für zusätzliche Techniker und Pfleger sowie für Strom, Wasser und Futter schon weit vor dem Eröffnungstermin zu Buche. „Es ist einfach zu viel, was wir insgesamt schultern müssen“, so Nagel. Zu schaffen macht dem Tiergarten auch ein Rückgang bei den Besucherzahlen. Verzeichnete er zwischen 1992 und 2008 noch einen stabilen Anstieg von etwa zwei Prozent, brach die Besucherzahl seit der Eröffnung des Ozeaneums in Stralsund ein. „Hinzu kam ein harter Winter. Da ist uns die Luft ausgegangen“, so Nagel. Weil so die erwarteten Einnahmen ausblieben, können jetzt die Kosten nicht mehr abgefangen werden. Der Zoo-Geschäftsführer ist sich allerdings sicher, dass die Zahlen nach der Eröffnung des Darwineums um ein Drittel in die Höhe schnellen werden.

    Dementsprechend will er die städtische Unterstützung ab 2013 wieder auf 2,7 Millionen Euro jährlich zurückfahren und ab 2018 die jetzt so dringend gebrauchte Finanzspritze zurückzahlen. „Das können wir erst, wenn die neue Attraktion richtig läuft“, sagt der Zoochef. Das Großprojekt Darwineum kostet insgesamt 25 Millionen Euro. Die Finanzierung des Baus an sich ist durch Spenden und Gelder vom Land gesichert.

    Über die erhöhten Baubegleitkosten hatte der Finanzausschuss gestern keine Entscheidung zu fällen. Letztlich beschließt die Bürgerschaft den Wirtschaftsplan zusammen mit dem Haushalt für 2011. Bis dahin, so die einhellige Meinung der Finanzbeauftragten der Bürgerschaft, müsse die Verwaltung einheitliche Zahlen vorlegen. „Es geht nicht, dass am Tisch des Finanzausschusses zunehmend Diskussionen geführt werden, die in die Verwaltung gehören“, so FDP-Fraktionsvize Thomas Asendorf. Auch CDU-Fraktionschef Dieter Neßelmann machte seiner Verärgerung Luft: „Ich erwarte einen einheitlichen Vorschlag, der zwischen Oberbürgermeister und dem Senatsbereich Finanzen erarbeitet wird. Erst dann sind wir in der Lage, über das Problem zu befinden.“

  9. @Krischan: Das Gespräch findet am 17.12. um 15 Uhr im Verwaltungsgebäude des Zoos statt. Vom ESV Turbine (Short Tack) ist Arian Nachbar dabei. Vom SV Warnemünde ist nach unseren Informationen Reinhard Wolff dabei. Wer vom 1. LAV oder FIKO dabei ist, können wir nicht genau sagen. Jedenfalls sind dies Vereine, die ebenfalls ganz stark von der Einzäunung des Barnstorfer Waldes betroffen sind. Und ob die Mitarbeiter der Jägerhütte eingeladen werden, ist stark zu bezweifeln. Wer hat an normale Rostocker Bürger gedacht, die einfach mal, was für eine Frechheit (!), mal kostenlos Erholung im Barnstorfer Wald suchen wollen??? Normalerweise müsste sich halb Rostock am Freitag vor dem Zoo-Verwaltungsgebäude zum Protest gegen diesen unfinanzierbaren Gigantismus versammeln… Lesen, was am Freitag passiert ist, ist zwar gut und schön, aber es wird wahrscheinlich nichts dabei herauskommen, d.h. es müssen zwangsläufig Aktionen für den Erhalt des Barnstorfer Waldes für alle (Sportler, Freizeitläufer, Spaziergänger, Hundehalter, Familien etc.) anlaufen! Wir sollten alle die Öffentlichkeit dafür sensibel machen. Habe gerade heute in der Zeitung gelesen, dass Rostock für Schulden der Scandlines-Arena aufkommt (Verzicht auf 4 Mio Euro Forderungen als Gläubiger)… Und so gibt es etliche Projekte, die vollmundig in rosaroten Farben versprochen wurden, und dann letztendlich der Hnasestadt Rostock viele Verbindlichkeiten hinterließen. Deswegen kann ich nur sagen: Stoppt den Größenwahnsinn!

  10. Bin auch sehr verärgert über den Zaunbau im Barnstorfer Wald. Heute habe ich beim Büro des Oberbürgermeisters telefonisch angefragt, ob ich als Freizeitläufer auch an dem Gespräch mit dem Zoo am 17.12.2010 teilnehmen kann. Das wurde mir mit der Begründung verwehrt, dass die Freizeitläufer wegen gleicher Interessenlage bei dem Gespräch vom 1. LAV Rostock vertreten würden, damit die Runde nicht zu groß wird. Wer sonst noch an dem Gespräch teilnimmt und wo das Gespräch stattfindet, wurde mir nicht beantwortet. Wenn einer von Euch dabei ist, wäre es schön, wenn man hinterher hier was drüber lesen könnte.

  11. Habe soeben von Jana erfahren, dass bei dem Gespräch zwischen Zoo und Sportvereinen jeweils nur ein Vertreter je Sportverein kommen darf. Der ESV Turbine (sehr erfolgreiche Short Tracker) war noch nicht mal eingeladen. Da kann davon ausgehen, dass nicht einmal alle Rostocker Sportvereine eingeladen wurden, geschweige denn normale Rostocker Bürger, die dort einfach nur mal die Natur genießen möchten! Näheres könnt ihr auf Janas Seite (http://jana-kiesendahl.de) lesen. Der Termin ist also wohlweislich NICHTöffentlich! Das sieht alles schon wieder nach Mauschelei aus! Muss es erst noch ein Rostock21 geben?

  12. Ich empfinde es als eine Riesensauerei was dort in unserem geliebten Laufrevier passiert.

    So verschwindet eine der wenigen nahen Waldbodenrunden auf denen wir laufen können. Und darum hier auch schon mal die Bitte an unsere Krankenkassen, in den nächsten Jahrzenten etwas mehr Geld für neue Knie- und Hüftgelenke, etc. in die Etats zu stellen.

    Wenn man bedenkt, dass selbst viele Sportler (man erinnere sich an die jährlichen Zoo-Touren mit vielen Radsportlern die auch Läufer sind) dieses „Affen-Projekt“ unterstütz(t)en, frage ich mich, ob sich Herr Nagel und Co. nicht etwas dankbarer zeigen können und über Alternativen nachdenken wollen.

    Gunter schrieb hier, dass das Grundstück 94 von der Stadt dem Zoo zugeschoben wurde und davon nichts an die Öffentlichkeit kam …

    Gibt es in den Sportvereinen die den „Barni“ regelmäßig nutzen nicht ein paar Juristen, die sich mit dem Thema beschäftigen wollen? Ehrenamtlich vielleicht, so als persönliches Prestige-Projekt?

    Und was ist zum Beispiel mit dem „Gewohnheitsrecht“ von uns Nutzern?

    Ich denke wir haben da einige Möglichkeiten …
    Eine Alternative die ich mir vielleicht vorstellen könnte, nicht sehr schön aber sicherlich schönstmöglich umsetzbar, ist eine Brücken- oder kurze Tunnelvariante, ähnlich der Zooverbindung unter der Rennbahnallee. Etwas kleiner natürlich und ohne Asphalt.

    Gunter schrieb auch, dass es am 17.12. einen Gesprächstermin zwischen Zoo und Vereinen geben soll. Solch ein Termin sollte auf jeden Fall öffentlich sein und ich möchte gerne dabei sein.

  13. Bedenklich finde ich auch, dass die Stadt 1994 dem Zoo dieses Stück Wald als Erbpacht zugeschoben hat (wenn man der Presse so glauben kann). In die Öffentlichkeit ist von diesem Vorgang leider nichts gekommen. Da stellt sich für mich die Frage, ob andere Liegenschaften der Stadt ebenfalls klammheimlich die Besitzer gewechselt haben.
    Am 17.12. soll ein Gespräch zwischen Zoo und den Sportvereinen stattfinden, zumindest ein Gerücht. Warum wird dieser Termin nicht der Öffentlichkeit zugänglich gemacht? Und warum sollen keine Freizeitsportler oder andere Rostocker Bürger, die vielleicht nur mal dort mal mit ihren Kindern oder Hunden im Wald spazieren gehen wollen, gehört werden? Der Barnstorfer Wald ist ein wichtiges Stück Naherholungsgebiet für alle Rostocker!!! Das darf man nicht einfach so kaputt machen!

  14. Nicht genug, dass vielen Bürgern ein wertvolles Naherholungsgebiet genommen wird. Auch nicht genug, dass der Zoo Rostock die Hand aufhält und in Zeiten klammer kommunaler Kassen noch Geld für diese Gigantomanie verlangt. Das finanzielle Ende ist sicher noch längst nicht in Sicht.

    Zoodirektor Nagel versucht sich schliesslich auch noch an seltsamen Relativierungen: Es mögen 200 m Lauffläche sein, die für die Öffentlichkeit nicht mehr nutzbar sind. In Wahrheit wurde aber der halbe Wald abgezäunt, Rundwege zerstört. Als Spaziergänger/Läufer, der nun an grünen, hohen Zäunen entlang laufen muss, fühlt man sich selbst eingepfercht. Da bekommt das Wort „Menschenaffe“ eine völlig neue Bedeutung.

    Alternativen für das westliche Stück des Barnstorfer Waldes gibt es keine. Ich warte darauf, dass Vereine endlich zu einer Protestaktion aufrufen, so lange es noch möglich ist. Es gäbe sicher viele Menschen, die sich dem anschliessen würden.

  15. So langsam wacht die Stadt ja auf, zumindest deren Bürger:

    Und ich will die Möglichkeit nutzten mich ebenfalls zu beteiligen. Die Affen werden die 10 ha nicht vollständig bekommen, denn wenn ich Herrn Nagel bei der letzen Pressekonferenz richtig verstanden habe, werden auch andere Tiergehege (z. B. Kattas) gebaut. Es kommt ein Gastronomieteil mit dran, eine Veterinärstation, Lagerräume, Werkstätten, die einen Teil der alten Werkstätten ersetzen, die auf dem bisherigen Zoogebiet dem Darwineum weichen mussten. Es sollen eine Gorilla- und eine Orang-Utan Anlage gebaut werden, die jeweils um die 10.000 m² groß sein sollen, was den aktuellen Haltungsvorgaben für diese großen und intelligenten Tiere entsprechen soll.

    Warum allerdings die Zäune für das immer wieder verschobene Darwineum so scheinbar planlos in den Wald gesetzt werden, der nach Aussage von Herrn Nagel wohl bis zum Friedhof noch dem Zoo gehört, aber der Stadt überlassen wurde, ist in der Tat fraglich und scheint auf das übliche „einfach mal los“ der Bürgerschaft hinzudeuten. Aber schon allein die Anlage für die Menschenaffen passt nicht mehr in das bestehende Zoogelände. Es sei denn man will in irgendeiner Ecke einen grossteil der Anlagen abreißen um Platz zu schaffen, aber dann müssten diese Anlagen ja auch wieder nach den neuen Vorgaben und damit größer wieder aufgebaut werden. Es muss also wohl extern erweitert werden.

    Deine Frage „Wurde auch an die zahlreichen Erholungssuchenden außerhalb des Zoogeländes gedacht?“ kann wohl mit einem klaren NEIN beantwortet werden, denn Naherholung, Kultur und Freizeit sind Dinge für die die Öffentliche Hand (ähnlich wie bei Bildung und Sozialem) nie Geld hat, bzw. gern mal zu erst streicht, weil deren Lobby kleiner ist.

    Sorry, dass ich deinen Blog, als Plattform nutze, aber ich hoffe es regt zur Diskussion an.

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