11. Beaujolais-Marathon in Villefranche-sur-Saône am 21.11.2015

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Auf dieses Wochenende hatten wir uns schon lange gefreut! Pünktlich zur Eröffnung des „Beaujolais nouveau“ fand der nunmehr elfte Marathon International du Beaujolais durch die Weinberge und Weinkeller des Beaujolais statt.

Bereits dreimal war ich gemeinsam mit Micha hier gestartet, bisher stets über die ganze Marathondistanz. Doch dieses Mal hatten wir uns beide für die Hälfte der Strecke entschieden; und ich war, ehrlich gesagt, richtig froh darüber, denn für einen Marathon wäre ich nicht wirklich gut vorbereitet gewesen. Naja, ein „Halbi“ geht dann immer noch…

Gudrun und ich reisten am Donnerstag ganz entspannt mit der Bahn first class in Richtung Stuttgart. Diese erste Etappe hatten wir dann am Nachmittag geschafft; weiter ging es am nächsten Tag zusammen mit Silvia und Micha mit dem Auto nach Frankreich. Wegen der Terrorattentate von Paris vom 13.11. und des daraufhin verhängten Ausnahmezustandes gab es wie erwartet an der deutsch-französischen Grenze ganz kleine Einschränkungen: Fahrbahnverengung auf eine Spur, Reduzierung der Geschwindigkeit am Grenzübergang auf 10 km/h und Polizeipräsenz.

Gegen halb fünf kamen wir am Expo-Park in Villefranche-sur-Saône an. Als wir auf dem Parkplatz aus dem Auto ausstiegen, schlugen uns frühlingshafte, für November nicht ganz normale, Temperaturen entgegen: satte 19 °C!

Wir rätselten gerade noch, ob Philippe seine Startnummer schon abgeholt hat, da stieg er uns vis-à-vis mit Frau und Kind ebenfalls aus seinem Auto. Das war ja ein Zufall!

Auch Philipp, der im letzten Jahr hier seinen ersten Marathon lief, hatte sich, ebenso wie Micha und ich, in diesem Jahr für den Halbmarathon entschieden.

In der Halle wurden gerade die letzten Vorbereitungen für die große Pasta-Party getroffen. In den vergangenen Jahren hatten wir diese Veranstaltung immer mitgemacht, do diesmal war eine private, gemütliche Pasta-Party bei Silvias Bruder Wilfried und seiner Frau Laurence geplant.

In aller Ruhe holten wir uns unsere Startunterlagen ab und schauten uns noch etwas auf der Messe um. Bei diversen Marathonveranstaltern (Toronto, Benin, Medoc, …), die hier für ihren Läufe warben, konnten wir hier und da Wein und kleine Snacks probieren. Der „Marathon du Beaujolais“ ist eben ein Weinmarathon und dementsprechend gab es noch einige andere Veranstalter von Weinmarathons auf dieser Messe zu sehen.

Unser Start sollte am nächsten Tag, d.h. am Samstag, um 13:00 Uhr in Arnas erfolgen. Daher konnten wir am Wettkampftag noch in aller Ruhe frühstücken, bevor wir, d.h. Silvia, Laurence und Gudrun als Schlachtenbummler sowie Micha und ich als Teilnehmer, uns auf den Weg machten. Silvia hatte zudem die Aufgabe als Kamerafrau und Gudrun war natürlich wieder Fotoreporter.

Die Temperaturen waren um einiges herunter gegangen. Das Thermometer zeigte heute gerade mal 4 °C an. Bei solchen Wetterkapriolen weiß man eigentlich nicht, was man anziehen soll und vor allem, was man in den Koffer packen soll. Übrigens hatten wir drei Tage später bei einem Waldspaziergang im Schwarzwald dann, temperaturmäßig gesehen, noch eine weitere Negativ-Steigerung: -5 °C!

In Arnas hatten wir, da wir sehr früh angekommen waren, keine Probleme einen Parkplatz zu finden. Gemeinsam wanderten wir fünf vom Parkplatz aus, linkerhand vorbei an der Kirche von Arnas, in Richtung Sportkomplex. Dort wurden alle Sportler mit Musik und einem Spalier von Fahnen verschiedener Nationen schwenkenden Mädchen freundlich empfangen.

In der Halle hatten wir noch etwas Zeit, die letzten Startvorbereitungen zu treffen, während Laurence, Silvia und Gudrun vor der Halle das Geschehen auf der dort aufgebauten Bühne verfolgten.

Kurz vor 13 Uhr gingen Micha und ich in den Startblock. In diesem Jahr hatte der Marathon du Beaujolais einen neuen Teilnehmerrekord zu verzeichnen. Insgesamt gingen an diesem Samstag 10.300 Teilnehmer an den Start – darunter 2.147 Marathonis. Diese waren bereits zwei Stunden vor uns in Fleurie gestartet.

Nach einer kurzen Ansprache von Alain Bouhy, dem Präsidenten der „Beaujolais Runners“, gab es eine Schweigeminute für die Terroropfer von Paris und das gemeinsame Singen der Marseillaise. Pünktlich erfolgte um 13:00 Uhr erfolgte der Start, jedoch ohne Startschuss. Stattdessen stiegen zahlreiche Tauben in den Himmel auf. Dies war ein sehr bewegender Moment.

Nun setzte sich unser Pulk langsam in Bewegung. Sehr viele Teilnehmer gingen, wie in den Vorjahren schon immer üblich, kostümiert an den Start und hatten sich dabei sehr viel Mühe gegeben. Ich war teilverkleidet, d.h. ich hatte mir wieder meine Schottenmütze mit der roten Haartracht aufgesetzt. Das fällt zumindest auch ein bisschen auf. Außerdem hatte ich in Anbetracht des unsteten Wetters für den heutigen Lauf das neue Langarm-Shirt vom Kap-Arkona-Lauf 2015 gewählt, ebenfalls ein Hingucker…

Nach dem ersten Kilometer ging es nun wieder in Richtung Zentrum von Arnas bis zur Höhe der Kirche. Hier hatten wir sonst beim Marathon immerhin schon gute 30 km in den Beinen gehabt. Heute waren wir dagegen an dieser Stelle noch ganz frisch und erholt.

Kurz nach km 1 rief mir jemand zu: „Hallo Fred!“

Es war Philippe, der ganz hinten gestartet war und nun an mir vorbeizog. Er fragte kurz nach Micha. Dieser war allerdings recht schnell meinen Blicken entschwunden und lief sicherlich schon ein paar hundert Meter vor mir.

Trotz des nächtlichen Temperatursturzes lief es sich jetzt die hügelige Strecke entlang der Allee nach Nuits recht angenehm. Ich schaute erst gar nicht erst auf meine Uhr, sondern betrachtete eher die schöne Landschaft und die Vielzahl an frohgelaunten Läufern in ihren Kostümierungen.

Immer wieder ging es an kleinen Chateaus vorbei und nach einer kleinen Schleife von Nuits nach Le Gaget gab es bei km 6 den ersten Versorgungspunkt. Hier ging es dann auch auf die gemeinsame Strecke mit den Marathonis, die an dieser Stelle allerdings schon 27 km hinter sich hatten.

Bereits drei Kilometer weiter tauchte der nächste Versorgungspunkt, am malerisch gelegenen Chateau de Longsard gelegen, auf. Auch hier gab es neben den sonst üblichen Erfrischungen (Wasser, Cola) ebenfalls Trockenfrüchte, Käse, Obst und natürlich auch den neuen Beaujolais zum Kosten (selbstverständlich aber nur in kleinen Mengen).

Ich verschob jedoch den Beaujolais auf später, denn es lief sich trotz gelegentlicher Anstiege noch recht flüssig. Außerdem hatte ich jetzt den Eindruck, nun sogar noch den einen oder anderen Mitstreiter einholen zu können. Allerdings waren dies überwiegend Marathonis, die bereits einige Kilometer mehr als ich in den Beinen hatten.

Bei km 10 liefen wir wieder am Sportkomplex von Arnas vorbei, also genau dort, wo unser Rennen vor nunmehr 52 Minuten begonnen hatte. Am Wegesrand entdeckte ich nun auch unsere drei Schlachtenbummler Gudrun, Laurence und Silvia, die hier schon auf mich warteten. Micha und Philippe hatten wenige Minuten vor mir die Stelle passiert.

Ich lief auf die drei zu und klatschte im Vorbeilaufen ein. Nun ging es weiter bis zur Kirche von Arnas, wo mittlerweile viele Läufer eintrafen, die um 15 Uhr beim 12 km Lauf an den Start gehen wollten, und die uns jetzt kräftig anfeuerten.

An der Kirche ging es nunmehr rechts ab, dann weiter in Richtung Villefrance-sur-Saône. Insgesamt hatte die Halbmarathondistanz 179 m Anstieg und 174 m Abstieg zu verzeichnen.

Bei km 13 gab es nach einem längeren Anstieg und einem Wiedersehen mit „Jesus“, einem Läufer, der bereits bei allen zehn Läufen mit dem Kreuz auf dem Rücken und freiem Oberkörper auf der Marathondistanz dabei war, den nächsten Verpflegungspunkt.

Mittlerweile hatte sich wieder ein recht dichtes Feld aus Marathonis und Halbmarathonis gebildet, welches sich entlang der Weinfelder in Richtung Villefranche-sur-Saône schlängelte.

2015-11-21-11-Beaujolaise-Protokoll

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Weiter in Richtung Villefranche-sur-Saône hatte das Profil jetzt mehr und mehr einen abfallenden Charakter, was meinen nun langsam schwindenden Kräften sehr entgegenkam. So reichte mir am Versorgungspunkt bei km 18 dann auch ein halber Becher Tee und sofort ging es weiter in Richtung Ziel!

Die letzten drei Kilometer führten durch die Stadt und insbesondere der letzte Kilometer entlang der im Profil abfallenden „Rue nationale“ ist ein echtes Highlight, da die Strecke von jubelnden Menschen dicht gesäumt war. Letztes Jahr war ich an dieser Stelle, hatte damals allerdings schon 40 km hinter mir, schon ziemlich fertig. Heute dagegen konnte ich die letzten Meter so richtig genießen!

Hier sah ich dann auch Gudrun, Silvia und Laurence wieder, die mich auf den letzten Metern, bevor es über die „Rue Victor Hugo“ auf die Zielgerade in der „Rue de la Paix“ ging, noch einmal lautstark anfeuerten.

Über den Zielstrich kam ich dann in einer Bruttozeit von 1:58:42 min. Das ist, für meinen aktuellen Trainingszustand, eine akzeptable Zeit. Auf dem Weg in Richtung Kleiderausgabe bekam jeder Läufer eine Wärmeschutzfolie, Wasser und eine Flasche Beaujolais Nouveau überreicht.

Die Kleiderbeutelausgabe für die Halbmarathonis befand sich in der „Passage Sainte-Marie“ und war sehr gut organisiert. Hier traf ich auch Micha wieder, der sich bereits umgezogen hatte und bestens gelaunt war. Micha hatte eine starke Leistung hingelegt und sein bestes Halbmarathonergebnis des Jahres mit einer Zeit von 1:39:57 min Brutto erzielt!

Philippe war ebenfalls stark gelaufen und hat seine Bestzeit gleich um über 7 Minuten verbessern können. Er lief eine Bruttozeit 1:41:10 min, wobei er ziemlich am Ende des Feldes gestartet war und bereits dadurch wohl wertvolle Sekunden verloren hatte. Leider wurden in den Ergebnislisten und auf den Urkundne keine Nettozeiten ausgewiesen. Bei Micha und mir hätte dies jedenfalls auch schon eine halbe Minute ausgemacht, bei Philippe sogar etwas mehr.

Jedenfalls hatten wir alle den Wettkampf gut verkraftet und schauten uns dann auf dem Weg zum Auto die zahlreich ankommenden Läufer an. Mittlerweile kamen neben den Marathonis und Halbmarathonstartern auch schon die 12-km-Läufer nach und nach ein.

Den Abend luden uns Wilfried und Laurence mit in ein echtes französisches Restaurant ein. Das war wirklich superb! Ein echter Gaumenschmaus!

Den Sonntag verbrachten wir dann alle gemeinsam bei einem Ausflug nach Lyon. Mit Laurence und Wilfried hatten wir die allerbesten Stadtführer! Wir gingen zunächst durch die Altstadt mit ihren kleinen Gassen und etlichen Bouchon-Lyonnais, die es so nur in Lyon gibt, schauten uns die Kathedrale St. Jean an. Dann wanderten wir zu der hoch über der Stadt gelegenen Basilika Notre-Dame de Fourvière. Diese Kirche ist sehr imposant, sowohl von außen als auch innen, und hat zudem noch eine Beonderheit: unter der Kirche befindet sich noch eine weitere Kirche. Und der Ausblick vom Berg auf die unten gelegene Stadt ist sehr schön, zumal wir noch das Glück hatten, einen großen bunten Regenbogen über Lyon zu betrachten!

Den Nachmittag verbrachten wir dann mit einem Bummel durch den auf der anderen Seite der Saône gelegenen Stadtteil. Am folgenden Wochenende sollte eigentlich das Lichterfest, Fête des Lumières, stattfinden, ein ganz großes jährliches Ereignis. Wegen der Terrorattentate von Paris wurde es aber auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Einige Lichtinstallationen waren dennoch bereits installiert. Wir gingen noch weiter bis zur Rhône, dem anderen Fluss, der durch Lyon fließt.

Auf der Rückfahrt fuhren wir am linken Ufer der Saône direkt am Restaurant von Paul Bocuse, einem sehr auffälligen bunt angemalten Gebäude, vorbei.

Am Montagmorgen hieß es dann für Micha, Silvia und uns von Laurence und Wilfried Abschied zu nehmen. Bis zum nächsten Jahr!

Und das hatten Silvia und Micha auch noch nie bei einer Fahrt zum/vom „Marathon du Beaujolais“ erlebt: es lag Schnee auf den Bergkuppen des Beaujolais! Auch auf der Rückfahrt nach Stuttgart sahen wir etliche schneebedeckte Berge, Wälder und Felder!

Am Dienstag zeigten uns Silvia und Micha noch ein schönes Stück vom Schwarzwald, der ebenfalls in ein winterliches Kleid gehüllt war. Ungefähr 10 cm Schnee waren gefallen, der bei leichten Minusgraden dann auch liegen blieb. Bei Baiersbronn nutzten wir das winterliche Wetter für eine Wanderung um den Rinkenberg bis zur Hütte „Sattelei“, in der typisch schwäbische Küche serviert wurde.

Am Mittwoch ging es dann für uns wieder mit der Bahn zurück nach Rostock. Eine schöne und erlebnisreiche Urlaubswoche lag nun hinter uns!

1 Kommentar zu “11. Beaujolais-Marathon in Villefranche-sur-Saône am 21.11.2015

  1. tolle Bilder und natürlich ein Super-Bericht .Beaujolais wir kommen wieder .

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