Auf diesen Lauf am nördlichsten Zipfel unseres Bundeslandes hatte ich mich schon lange gefreut und auch Roland war prinzipiell nicht abgeneigt. Jedoch hatte er sich bereits für einen Start am Sonntag beim Dierhäger Staffelmarathon bereit erklärt und wollte nicht unbedingt zwei Wettkämpfe an einem Wochenende laufen. Kurzfristig entschied er sich dennoch dafür, mich als Pacemaker zu begleiten, für ihn also ein ruhiges Tempo anzugehen, und dann am Sonntag in der Staffel richtig Tempo zu machen.
Am frühen Samstagmorgen machten wir (Gudrun, Roland und ich) uns in Richtung Kap Arkona auf. Die aufgehende Morgenröte ließ vermuten, dass es ein sehr schöner und sehr, sehr sonniger Tag werden würde, auch wenn jetzt die Temperaturen noch im einstelligen Bereich lagen. Vor zwei Jahren waren Roland und ich schon einmal beim Arkona-Aquamaris-Lauf gestartet. Damals war es jedoch sehr stürmisch, nass und kalt. Heute sollten wir sicherlich von solchen Wettereskapaden verschont werden.
Vor der Aquamaris-Strandresidenz herrschte bei unserer Ankunft in Juliusruh, kurz nach neun Uhr, bereits ein reges Treiben. Viele der Laufbegeisterten verbanden diese Laufveranstaltung mit einem Kurzaufenthalt auf Deutschlands größter Insel. Das schöne Herbstwetter lud auch geradezu dazu ein, der „goldene Oktober“ machte seinem Namen wirklich alle Ehre.
Angeboten wurden zwei Laufdistanzen: 10 km und Halbmarathon. Der 10-km-Lauf sollte am Kap Arkona, dem nördlichsten Punkt der Insel, beginnen und dann entlang der Steilküste nach Juliusruh führen, der Halbmarathon von Juliusruh zum Kap Arkona und dann wieder zurück nach Juliusruh. Der Start für beide Distanzen war für elf Uhr angesetzt.
Die Anmeldung im Hotel klappte perfekt und wir hielten wir nach wenigen Minuten unsere Startbeutel mit Startnummern und einigen Beigaben in den Händen. Wir kauften uns jeder noch eines der langärmeligen Eventshirts. Hier trafen wir auch auf Lothar, den Vereinsvorsitzenden unserer Laufgruppe Schwerin, und seine Frau. Sie waren bereits am Vortag angereist und hatten im Aquamaris Quartier bezogen. Lothar hatte sich für den Halbmarathon entschieden.
Gegen zehn Uhr sollten uns Busse an das Kap fahren. Gudrun machte sich derweil mit dem Fahrrad auf den Weg und kam ebenfalls noch rechtzeitig vor dem Start dort an.
Nach unserer ungefähr zwanzigminütigen Busfahrt hatten wir auf dem ehemaligen NVA-Militärgelände direkt vor den Leuchttürmen noch Zeit für die letzten Startvorbereitungen und das eine oder andere Gespräch. Hier trafen wir auf Hans-Werner aus Zarrenthin. Wir quatschten noch etwas über unsere letzten Wettkämpfe und die noch ausstehenden Höhepunkte der Saison. Ein paar Minuten vor dem Start machte Gudrun von Roland, Hans-Werner und mir noch ein Gruppenfoto. Dann wurde es Zeit, uns zu den anderen Läufern in das Starterfeld zu stellen. Punkt elf Uhr erfolgte der Start.
Mein Ziel war eine Zeit unter 50 Minuten. Allerdings war ich mir zwei Wochen nach dem Marathon in Karlsruhe nicht sicher, ob ich das auch durchhalten würde.
Nach den ersten paar hundert Metern zog sich das Feld bereits etwas auseinander. Roland übernahm von Anfang an die Kontrolle über unser Tempo, schließlich war er ja mein Pacemaker. Auf den ersten zwei Kilometern, es ging leicht bergab, gab es natürlich keine Probleme, denn bergab laufen kann ich bekanntlich ganz gut 😉 . Roland musste mich leicht bremsen, unser Tempo lag um die 4:50 min/km. Das Wetter und die Aussicht waren einfach toll!
In Höhe Vitt begannen dann die Anstiege und Roland, der ein, zwei Schritte vor mir lief, schaute sich immer mal um, ob ich noch an ihm dran bin.
Bei km 4 kamen uns die ersten Halbmarathonläufer, aus Richtung Juliusruh kommen, entgegen. Noch war mein Coach Roland mit mir zufrieden. Wir hatten noch etwas Puffer, um unter die angepeilten 50 min ins Ziel anzukommen.
Bei km 5 gab es einen Versorgungspunkt und ich gönnte mir hier einen Becher Wasser und weiter ging es entlang der Steilküste. Ab und zu konnten wir herrliche Blicke auf die Ostsee und auf die angrenzenden Inselteile erhaschen. Viel Zeit für Landschaftsbetrachtung war jedoch nicht drin.
Bis kurz vor dem Altenkirchener Zeltplatz, kurz vor km 8, lagen wir immer noch 20 Sekunden vor unserer angepeilten Zeit. Jedoch wurde nun mit jedem Schritt das Laufen für mich immer schwerer. Roland versuchte mich mit einigen Sprüchen zu motivieren, wie etwa: „Nur noch drei Stadionrunden…“ Allerdings war ich jetzt nun ziemlich platt. Kurz hinter km 8 verlor ich dann auch noch meinen GPS-Empfänger und ich lief, als ich es bemerkte, gleich wieder einige Meter zurück. Roland wollte eigentlich den Empfänger für mich wieder einsammeln, er hätte mich auch wieder locker eingeholt, aber da war ich schon unterwegs. Die teils sandige Strecke führte nun durch den Dünenwald und bei km 9 auf die Ringstraße in Juliusruh.
Meinen Empfänger hielt ich jetzt lieber in der Hand und sehnte mich jetzt langsam nach dem Ziel. Die letzten 400 Meter bis ins Ziel hatten es noch einmal in sich: Strandsand!
Mit aufmunternden Worten „Los Papa, wenigstens noch unter die 51 kommen!“ versuchte mich Roland bis ins Ziel zu puschen. Letztendlich waren es 50:58 Minuten, exakt eine Minute langsamer als geplant. An Rolands Pacemaker-Arbeit lag es auf keinen Fall, wäre sonst wahrscheinlich noch etwas später ins Ziel gekommen…
Nachdem wir die aus Stein gefertigten Erinnerungsmedaillen gleich im Ziel bekommen hatten, gingen wir in das direkt neben dem Ziel aufgebaute Festzelt und gönnten uns eine kleine Verschnaufpause. Leider hatten wir Gudrun nach km 2 nicht mehr gesehen, offensichtlich waren wir trotz Verfehlung der angepeilten Zielzeit wohl doch noch etwas zu schnell im Ziel gewesen ;-).
In der Aquamaris-Therme machten wir uns anschließend wieder frisch und drehten im Schwimmbecken noch ein paar Runden, bevor wir uns dann wieder ins Getümmel am Strand stürzten.
Gudrun konnten wir jetzt auch in Zielnähe beim Fotografieren entdecken. Anscheinend hatte sie uns im Ziel wohl nur um ein paar Sekunden verpasst…
Mittlerweile waren auch schon etliche Halbmarathonis ins Ziel gekommen. Nach der Siegerehrung fuhren wir zum Kap Arkona. Wir wollten das herrliche Wetter nutzen, um die Aussicht auf die Insel vom alten Leuchtturm aus zu genießen, einen kleinen Spaziergang entlang der Steilküste zu unternehmen und noch einmal den nördlichsten Punkt der Insel, den Siebenschneiderstein (up platt heet hei: Söbenschniedersteen), zu erklimmen.
Nach einem Kaffe und Sanddorn-Holunder-Parfait traten wir dann die Heimreise an. Es war ein kurzer, aber ein sehr schöner Besuch auf Deutschlands größter Insel. Das Laufteam Rügen hat gemeinsam mit der Aquamaris-Strandresidenz und der Tourismusgesellschaft eine sehr schöne Veranstaltung auf die Beine gestellt, sogar die Wetterbestellung bei Petrus klappte vorzüglich 😉 . Da kommen wir doch im nächsten Jahr gerne wieder.
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