13. Marathon International du Beaujolais am 18.11.2017

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Schon vier Mal hatte ich den Marathon, der von Fleurie nach Villefranche-sur-Saône führt, absolviert sowie einmal den Halbmarathon, der damals, vor zwei Jahren, noch in Arnas startete.  Nicht nur wegen der zahlreichen Châteaus, Weinkeller und der Streckenführung durch die Weinberge macht der Lauf Spaß; einen weiteren Anteil haben daran auch die vielen Läufer, die sich aufwändig kostümieren und unterwegs viel Fez machen. Gute Stimmung ist garantiert, die Zeit eigentlich egal. Der Lauf ist, zumindest für einen Großteil der Teilnehmer, eben mehr ein Spaßlauf.

Somit war es keineswegs verwunderlich, dass es uns auch in diesem Jahr wieder ins Beaujolais zog. Der Marathon ist übrigens eingebettet in die Festwoche für den Beaujolais Nouveau, den ganz frischen Wein des Jahres. Dafür ist das Beaujolais auch weltweit bekannt. Auf der Rückfahrt hatten wir in einer Schweizer Zeitung gelesen, dass sogar in Tokio auf den neuen Beaujolais angestoßen wurde.

Micha und ich hatten uns diesmal für den Halbmarathon entschieden. Dieser Kurs hatte einen ganz entscheidenden Vorteil: erstmalig lagen sowohl Start als auch Ziel in Villefranche, beides nur wenige Minuten von unserem gebuchten Hotel entfernt. So hatten wir die Möglichkeit, am Morgen des Laufs richtig auszuschlafen und uns viel Zeit beim Frühstück zu lassen, da der Bus-Shuttle zum Start entfiel (= Zeitersparnis), und nach dem Lauf gleich die Dusche in unserem Hotelzimmer zu nutzen. Ist doch eigentlich perfekt, oder nicht?

Natürlich freuten Gudrun und ich uns auch auf das Wiedersehen mit Silvia und Micha. Am Donnerstag trafen wir bei ihnen zu Hause ein, am folgenden Tag ging es gemeinsam in Richtung Beaujolais weiter: über Freiburg im Breisgau, Mühlhausen und Beaune, der Hauptstadt der Bourgogne. Das Reisewetter war, im Gegensatz zum letzten Jahr mit Sturm und Regenschauern, ziemlich optimal. Wir kamen gut durch und trafen am späten Freitagnachmittag bei Silvias Bruder Wilfried und seiner Frau Laurence ein. Hier munterten wir uns erst einmal mit einem Kaffee auf, bevor wir uns gemeinsam mit Laurence zur Marathonmesse aufmachten, um unsere Startunterlagen abzuholen.

Auf der Messe war, wie üblich, alles perfekt organisiert und nach einer kurzen Überprüfung der Personalien und der Anmeldeunterlagen hielten wir unsere Startnummern in der Hand. Viel Zeit hatten wir aber diesmal nicht, um uns an den Ständen umzuschauen und Wein zu verkosten, denn um 19 Uhr war bereits ein Tisch beim Italiener in Villefranche reserviert. Dort stieß dann etwas später auch Wilfried zu uns. Wir nutzten die Zeit, um die neuesten Neuigkeiten auszutauschen, denn wir hatten uns eine ganze Weile nicht mehr gesehen. Wir mussten auch nicht zusehen, dass wir früh ins Bett kamen, denn unser Start sollte erst um zwölf Uhr erfolgen. Im Vorjahr hieß es für den Marathon, kurz nach sechs Uhr aufzustehen, um den Shuttle in das ungefähr 40 km entfernte Fleurie erreichen zu können.

Samstagfrüh: Gudrun hatte im Vorfeld die Strecke online studiert und sich einen Plan gemacht, wie sie „ihre“ Läufer (dazu gehörten neben Micha und mir auch Laurence, Philippe und Carla) an verschiedenen Standorten erwischen konnte. Nach dem Frühstück brach Gudrun gleich auf und hatte als Erkennungszeichen wieder die „Froschmütze“ auf. Das ist immer ein gutes Erkennungszeichen, schön auffällig. Diese grüne Kopfbedeckung, und auch meine Schottenmütze, hatten wir bei unserem ersten Marathon du Beaujolais auf der Marathonmesse gekauft.

Silvia, Micha und ich schauten uns nach dem Frühstück zunächst einmal den Zielbereich in der Nähe des Rathauses an. Eine Straße weiter war die Startlinie des Halbmarathons. Bereits gegen zehn Uhr wanderten zahlreiche Sportfreunde in Richtung des Startbereiches. Bis zum Start waren es noch fast zwei Stunden.

Nachdem wir dann alles in Ruhe inspiziert hatten, gingen wir wieder zurück zum Hotel, denn wir hatten uns dort um elf Uhr mit Laurence, Carla und Philippe verabredet. Damit Gudrun mich schon aus der Ferne erkennen sollte, hatte ich mir wieder mein knallbuntes Shirt vom „Mitteldeutschen Marathon“ übergestreift und auch meine Schottenmütze mit Haaransatz dabei. Bei einigen Läufen in der Übergangszeit hatten sich meine Ärmlinge gut bewährt und da die Temperaturen doch noch recht frisch waren, so um die 5-6 °C, streifte ich mir diese als Wärmeschutz über.

Als wir dann gegen Viertel nach elf Uhr gemeinsam mit Laurence, Carla und Philippe um die Ecke zum Halbmarathonstart kamen, staunten wir nicht schlecht, denn es hatte sich eine riesige Läuferschar vor der Kontrollstelle gebildet. Die Sicherheitsvorkehrungen waren hier enorm. An so etwas hatten wir überhaupt nicht gedacht. Es ging hier gefühlt nicht vorwärts; erst zwei, drei Minuten vor Zwölf, also ganz kurz vor dem Start, passierten wir nach gründlicher Leibesvisitation den Kontrollposten. Bis zur Startlinie waren es allerdings noch einige hundert Meter. Einige Läufer waren noch damit beschäftigt, ihre Kleiderbeutel abzugeben. Micha und ich nutzen noch die Gelegenheit, die bereitstehenden WC´s aufzusuchen. Aber trotzdem lief hier alles vollkommen entspannt ab und bis wir dann endlich die Startlinie erreicht hatten, waren bereits sechs Minuten seit dem Start vergangen.

Wir waren aber keineswegs die letzten Starter. Auch hinter uns drängten noch zahlreiche kostümierte Läufer nach. Dabei schienen der Fantasie keine Grenzen gesetzt zu sein. Sogar ein Trupp sowjetischer Jungpioniere mit weißer Bluse und rotem Halstuch war dabei.

Link zum Laufprotokoll

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Nur langsam kamen Micha und ich gemeinsam auf den ersten ansteigenden Kilometern in Richtung Gleizé voran. Insgesamt starteten übrigens 5.578 Teilnehmer auf der Halbmarathonstrecke.

Während ich am linken Straßenrand mein Glück versuchte, den einen oder anderen Läufer zu überholen, lief Micha mal vor und mal hinter mir. Anscheinend hatte Micha Probleme mit den Schnürsenkeln. Obwohl er sich vor dem Start nochmals die Doppelknoten gebunden hatte, lösten sich diese immer wieder mal nach nur wenigen Kilometern.

Micha war dadurch manchmal kurz verschwunden, tauchte dann aber kurz danach wieder neben mir auf. Plötzlich rief er: „Ah, da ist Gudrun!“ Erwartungsgemäß hatte sie sich am Versorgungspunkt bei km 4 postiert. Wir nahmen wir uns natürlich etwas Zeit, um unseren gemeinsamen Lauf von Gudrun dokumentieren zu lassen und posierten ein kleines bisschen rum. Jetzt zur Mittagszeit hatte sich auch die Sonne durchgekämpft und uns wurde auf den folgenden Kilometern richtig warm.

Nach dem Kopfsteinpflaster auf den ersten ansteigenden Kilometern bei Gleizé ging es über eine überwiegend asphaltierte Strecke immer wieder mal hoch und dann auch mal wieder runter. Micha und ich hatten das Gefühl, pausenlos am Überholen zu sein. Dass wir hinten gestartet waren, wirkte sich nun positiv auf die Psyche aus: Einsammeln anderer Läufer macht ganz einfach weitaus mehr Spaß als von anderen laufend überholt zu werden.

Am Versorgungspunkt bei km 8 ging es durch ein Weingut, wobei hier das Wörtchen „ging“ auch ruhig wörtlich genommen werden konnte, denn es bildete sich hier bereits vor dem Eingang zum Gehöft eine riesige Schlange. Neben dem Wummern der Bässe der im Weingut aufgebauten DJ-Anlage schoben wir uns äußerst langsam weiter voran. Zu meinem Erstaunen gab es im Weingut wirklich nur Wein als Versorgungstrunk, Wasser war hier absolut nicht in Sicht. Somit mussten wir zwangsweise mit Wein vorliebnehmen. Naja, es ist schließlich eben auch ein Weinmarathon…

Zunehmend ging es nun immer flüssiger voran. Insbesondere bergab (für mich ideal) konnten wir weiterhin einige Positionen gut machen. Ein französischer Freund von Micha, Max, hatte uns vorab per Mail mitgeteilt, dass er und seine Frau Michelle am Versorgungspunkt bei km 11 in Denicé Wasser ausschenken werden. Max und Michelle kannten wir bereits von den Läufen der vergangenen Jahre.

Am Versorgungspunkt in Denicé hatte Micha den richtigen Blick und die beiden sofort erkannt. Wir begrüßten sie mit einem herzlichen „Bonjour!“ (das Wort klappt perfekt!), nahmen einen Schluck Wasser und weiter ging es dann zunächst mal leicht bergab.

Micha schätzte ein, dass es ganz gut läuft und wir eventuell mit einer Zeit unter zwei Stunden rechnen könnten. Das wäre, zumindest für mich, eine persönliche Jahresbestzeit. Allerdings war ich mir da noch nicht so sicher, denn es lagen ja noch so einige Kilometer vor uns und meist werde ich auf der zweiten Hälfte der Strecke langsamer.

Bei Kilometer 12 folgte dann ein recht langgezogener Anstieg mit einigen Höhenmetern. Mit entsprechend kleinen Schritten konnte ich auch diesen Anstieg ganz gut absolvieren und nahm danach wieder mit Micha Schritt auf.

Nun ging es nach einer kurzen Passage geradewegs nach Talancé. Dieser Abschnitt ist mir noch sehr gut aus dem Vorjahr in Erinnerung, wo ich nach 33 absolvierten Kilometern schon ziemlich fertig war. Hier in Talancé treffen nämlich die Marathonis und Halbmarathonis zusammen. In diesem Jahr lief ich hier mit Micha natürlich flüssiger und mit ganz anderer Wahrnehmung. Am Versorgungspunkt direkt vor einem der zwei dort befindlichen Châteaus gönnten wir uns etwas Käse, Obst und Wasser und weiter ging es die gleiche Strecke wie im Vorjahr weiter.

Auf dem etwas abschüssigen Abschnitt in Richtung Gleizé konnten wir wiederum etliche Läufer überholen. Einige Marathonis wanderten hier mehr als dass sie liefen. Sie waren von den vorhergehenden Kilometern durch die Weinberge und -keller offensichtlich ziemlich geschafft. Viel besser hatte ich im letzten Jahr sicherlich auch nicht ausgesehen.

Plötzlich sahen wir Gudrun auf der linken Straßenseite und stoppten kurz ab, damit Gudrun uns nochmal gut auf‘s Bild bekommt.  An der Schule in Gleizé gab es dann knapp vier Kilometer vor dem Ziel nochmal einen Versorgungspunkt. Ich steuerte diesen sofort an; Micha warf schon einen strafenden Blick auf die Uhr und gab mir ein Zeichen, dass die 2-Stunden-Marke noch in greifbarer Nähe sei. Also flotte Füße!

Allerdings merkte ich aber nun auch, wie langsam die Beine schwerer wurden. Durch die Stadt feuerte und trieb mich Micha immer wieder an. Wir überholten immer noch einige Läufer…

Entlang der abschüssigen „Rue nationale“, die letzten zwei Kilometern lagen vor uns, sah ich plötzlich Silvia auf der linken Seite der Absperrungen und winkte ihr zu. Micha war schon einige Meter vor mir und trieb mich an: „Los, Beeilung!“

Jetzt nur noch einmal um die Kurve und dann war das Ziel in greifbarer Nähe. Ich blickte kurz auf meine Uhr und sah bereits eine Zwei vor dem Doppelpunkt. Nun ja, wir hatten nicht ganz die Zweistundenmarke geknackt, aber es war auf jeden Fall ein toller gemeinsamer Lauf mit Micha gewesen und würde auch eine Jahresbestzeit für mich werden.

Das Ziel erreichten wir zusammen nach genau 2:01:15 h (netto) und wir wurden beim Zieleinlauf gleich vom örtlichen Radiosender als Finisher angekündigt. Ehe ich wusste wie mir geschah, hatte ich auch schon ein Mikrofon vor der Nase und auf die Frage „Do you speak english?“ nuschelte ich irgendetwas von „a little bit“ rum. Jedenfalls sagte ich dann noch „I came from Rostock and Micha from Nurfingen, nearby Stuttgart“ und „It was my sixt Marathon du Beaujolais“, worauf der Moderator eine anerkennende Miene machte. Er war von meinen Sprachkenntnissen sicherlich unheimlich beeindruckt…

Kurz darauf trafen Micha und ich auf Philippe, der etwas enttäuscht schaute, da er außer kaltes Wasser keine weitere Verpflegung im Zielbereich für die Halbmarathonis gefunden hatte. Gab es keine oder war sie einfach gut versteckt? Vielleicht bei den Kleiderbeuteln?

Philippe hatte 1:49 h für den Halbmarathon benötigt und wartete nun noch auf Laurence und Carla. Micha und ich gingen allerdings schon mal in Richtung Hotel, denn nach dem Lauf kühlten wir doch etwas schnell aus. Wir freuten uns schon auf eine heiße Dusche.

Trotz der Zeit kurz über zwei Stunden war ich mit dem Lauf zufrieden, denn es war für mich mein schnellster Halbmarathon in diesem Jahr geworden. Insbesondere, wenn man die Höhenmeter und die unverschuldeten Wartezeiten berücksichtigt, kam doch eine gute Zeit für mich heraus. Und was außergewöhnlich für mich war: die zweite Hälfte vom Lauf war ich schneller gewesen als in der ersten! Auch Micha hatte Spaß daran gehabt, mit mir mal wieder gemeinsam zu laufen, obwohl für ihn unter Garantie eine deutlich bessere Zeit drin gewesen wäre.

Nachdem wir uns alle wieder etwas frisch gemacht hatten, trafen wir uns im „Ayers Rock“ einem australischen Pub direkt neben unserem Hotel. Bei einem Bier tauschten wir uns nun über unsere Erlebnisse während des Laufes aus. Laurence war leider bei km 15 auf schottrigem Untergrund gestürzt und hatte sich an der linken Hand und dem Unterarm etwas Haut abgeschürft. Zum Glück gab es keine schlimmeren Verletzungen. Sie km trotz alledem nach guten 2:28 h ins Ziel.

Carla, die ihren ersten Halbmarathon absolviert hatte, finishte in 2:34 h und darauf kann sie wirklich stolz sein! Übrigens starteten insgesamt 12 Australier beim Beaujolais-Marathon in diesem Jahr.

Auch ansonsten hat der 13. Beaujolais-Marathon einige Rekorde gebrochen. Insgesamt gingen über alle Strecken (Marathon, Halbmarathon und 13 km) über 17.000 Teilnehmer an den Start. Darunter 1.759 Marathonis, 5578 Halbmarathonis und 5353 13 km Starter. Dazu kamen noch 2.000 Läufer beim „Beaujolais Colours“, einem Spaßlauf mit vielen Farbbeuteln.

Übrigens wird auf den Urkunden und im Classement leider nur die Bruttozeit (und Platzierung) angegeben. Die Nettozeiten gibt es nur im Classement Général unter http://www.yaka-events.com/yaka-chrono/resultats in der Excel-Liste (Spalte „Temps Réel“). Auf meiner Urkunde ist lediglich die Bruttozeit von 2:07:00 h vermerkt, netto waren es jedoch 2:01:15 h. Schön wäre es gewesen, wenn auch diese Zeit auf der Urkunde aufgeführt worden wäre.

Mit Micha bin ich mir schon einig: im nächsten Jahr laufen wir hier wieder den Halbmarathon. Beaujolais! Beaujolais!

Offizieller Videolink: hier klicken!

 

 

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