10. Rostocker Marathonnacht am 04.08.2012

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Am Donnerstag waren wir gerade von einem Kurztrip aus Wien zurückgekommen. Die Laufschuhe hatten wir zwar sicherheitshalber eingepackt gehabt, sie blieben aber während der gesamten Zeit im Koffer liegen. Wir kamen bei der Besichtigung Wiens im Stadtbummelschritt aber auch so auf unsere Kilometer.

Wir haben viel gesehen (die historische Innenstadt, Schloss Schönbrunn, den Prater, die Donau, das Hundertwasserhaus, das Fälschermuseum, Madame Tussauds Wachsfigurenkabinett, das Belvedere mit der Gustav-Klimt-Ausstellung, viele Parks und Kirchen und, und, und…), haben uns eine Fiakerfahrt durch die Altstadt gegönnt und sogar ein Konzert des Wiener Hoforchesters mit Werken von Mozart und Strauß genossen. Besuche in den Wiener Cafés und Lokalen durften natürlich auch nicht fehlen! Kein Wunder, dass auf diese Weise am Tag auch mal ein Halbmarathon zusammenkam 😉 , selbst wenn wir einige Strecken mit U- und Straßenbahn absolvierten.

Das Nahverkehrsnetz übrigens ist dort super ausgebaut und die Taktrate der Bahnen von bis zu vier Minuten echt beeindruckend! Da muss man nicht lange den Fahrplan studieren: einfach hingehen und spätestens drei Minuten später kam die Bahn, selbst in den Nachtstunden 🙂 . Dafür herrschte am Donnerstag, wir waren gerade mit dem Flieger aus Wien gekommen und wollten mit der Bahn weiter nach Rostock, in Hamburg das blanke Verkehrschaos. Die Entschärfung einer 500-kg-Bombe aus dem 2. Weltkrieg zog sich bis in die frühen Abendstunden hin und sorgte für den Ausfall ganzer Bahnstrecken…

Nun waren wir wieder in Rostock und ich hatte eine fast trainingsfreie Woche hinter mir. Mal sehen, wie sich das auswirken würde…
Jana und Roland hatten sich ja schon lange mit Andrè zur „Run Happy 8-er Staffel 2“ verabredet. Beide waren als fünfter (5,4 km) bzw. sechster (5,0 km) von insgesamt acht Läufern eingeteilt und liefen somit den Abschnitt vom IGA-Park bis nach Gehlsdorf. Matze war für die Staffel „ista-runners-premium“ kurzfristig eingesprungen und lief hierbei die zwei längsten Abschnitte 2 und 3 (insgesamt 14,7 km) durch. Ich war somit in diesem Jahr der einzige Halbmarathoni der Familie.

Meine Startunterlagen hatte ich mir schon am Vorabend im Rathaus abgeholt. Leider war außer dem Stand mit den Startunterlagen und den T-Shirts keine weiteren Aussteller wie in den letzten Jahren vertreten. Irgendwie gehört doch so eine kleine Marathonmesse im Vorfeld dazu!

Am Nachmittag zog gegen 15.30 Uhr ein kräftiger Sturm über uns hinweg und dicke Regenwolken heran. Unwillkürlich musste ich an den „Duathlon“ mit sintflutartigen Regenschauern, Blitz und Donner vom letzten Jahr denken. Da hatte ich in Gehlsdorf im knietiefen Wasser noch ein Vollbad genommen…

Das Wetter schien sich aber doch wieder zu beruhigen. Gudrun machte sich mit dem Rad Richtung Innenstadt los, ich mit dem Auto. Gegen 17.30 Uhr wollten wir uns dann auf dem Markt treffen, soweit erst einmal die Theorie. Allerdings konnte ich weder Gudrun noch Jana und Roland auf dem Markt antreffen :-(. Auch Kitty, die gerade zum Urlaub im Norden unterwegs war, sowie Maik von den Sockenwellen suchte ich vergeblich. Es wurde nun langsam Zeit, in Richtung Hafen zum Fährshuttle aufzubrechen. Gerade in diesem Moment rief mir jemand hinterher: „Hallo Fred!“. Es war Anne-Kathrin, meine Vereinskollegin vom SV Post Telekom Schwerin. Sie kam direkt aus Marseille zur Marathonnacht. Das ist doch wirklich Einsatz!

Auf dem Weg zum Hafen sah ich zufällig einige Läufer beim Umkleiden, die sich einen Chip am Schuh befestigten. Chip??? Schei…benkleister !!! Wo habe ICH denn meinen Chip gelassen?!? Daran hatte ich gar nicht mehr gedacht! Anscheinend lag der Chip wohl noch in dem großen Briefcouvert – zu Hause… Mit der Bemerkung „Das kann man noch verwenden“ hatte ich den Umschlag in die entsprechende Ablage befördert! Was tun? Gudrun, die ihr Handy wie üblich auf stumm geschaltet hatte, war natürlich auch nicht zu erreichen. Die entspannte Schiffsfahrt zum Tunnel hatte sich damit für mich endgültig erledigt! Mir blieb also keine andere Wahl, als mit dem Auto zunächst nach Hause zu fahren und meinen Chip zu suchen.

Noch in der Kehrtwende lief mir Jens, der Gründer unserer „Rostocker & Friends „-Truppe beim kmspiel über den Weg. Leider konnte er wegen einer Verletzung selbst nicht an den Start gehen. Nur wenige Meter weiter kamen mir Jana und Roland entgegen, denen ich mein Missgeschick natürlich gleich berichteten musste. Viel Zeit hatten wir aber nicht zum Plauschen, denn ich musste nach Hause und meinen Chip suchen. Tatsächlich lag dieser noch unberührt in dem besagten Briefcouvert. Die Zeit wurde mittlerweile knapp und so machte ich mich umgehend mit dem Auto in Richtung Krummendorf auf den Weg. Eine gute Stunde vor dem Start war ich dort auf dem Parkplatz, wo sonst wohl nur Ferntransporter parken, angelangt. Hier hatten bereits mehrere Läufer ihre Autos abgestellt. Gerade ging wieder einmal ein kräftiger Regenschauer hinunter und ich war nun gar nicht mehr so traurig im Auto sitzen zu können.

Quer über den Parkplatz kam mir irgendwann Gerd vom SC Laage entgegengelaufen und begrüßte mich. Er fragte mich, ob ich schon seine Mail gelesen hätte, die er vor ca. einer Stunde abgeschickt hatte. Zu meiner Überraschung wurden darin Gudrun und ich zu einer Segelpartie mit einem Zeesboot auf den Bodstedter Bodden eingeladen 🙂 . Diese Einladung nehmen wir natürlich gerne an!

Langsam begab ich mich dann in Richtung Mautstelle, dem Start für den Halbmarathon. Mittlerweile waren auch schon etliche Sportfreunde mit der Fähre eingetroffen. Die Zeit bis zum Start um 20.00 Uhr verging mit Begrüßungen und Plauschen wie immer recht schnell. Da meine Vorbereitung echt suboptimal war und ich auch schon ein leichtes Kratzen im Hals verspürte, machte ich mir nicht allzu viel Hoffnung auf eine gute Zeit. Zudem bin ich in Rostock den HM auch noch nie unter 1:50 h gelaufen. Eine bessere Zeit wäre heute ein echtes Wunder!

Einige Zeit vor unserem Start kam bereits das Führungsfahrrad der Marathonstaffel und mit ihm der erste Läufer (HM-Zeit um die 1:10 h). Natürlich herrschte gleich großer Jubel, denn auch die Halbmarathonis wissen, dass so ein Jubel und gute Stimmung noch etwas beflügeln können…

Gemeinsam mit Steffi und Jörg stand ich nun am Start und wir jubelten den vorbeilaufenden Marathonis und Staffelläufern entgegen. Um 20 Uhr wurde es dann auch für uns ernst. Heute wollte ich mich voll auf mein Gefühl verlassen und schaute deshalb kaum auf meine Garmin. Zunächst ging es auf den ersten Metern geradewegs in den Tunnel, also abwärts. Nach einer Woche Laufabstinenz lief ich zunächst mal wie in Watte, d.h. ohne irgendwelche Wehwehchen zu verspüren. Vielleicht sollte Roland mit der Bemerkung „Papa, du hast eine gute Recom-Phase gehabt!“ doch Recht behalten. So richtig konnte ich es mir allerdings nicht vorstellen… Ich lief, höchstwahrscheinlich durch die allgemeine Stimmung gepusht, auf den ersten Kilometern dann auch einen 5er Schnitt. So konnte es meinetwegen weitergehen!

Im IGA-Park wollte dann auch Gudrun auf uns „lauern“. Allerdings sah ich Gudrun schon im Tunnel. Kurz danach kam mir zu meiner Überraschung auch noch Jana entgegen. Schnell klatschen wir uns noch ab. Maik im unverwechselbaren knallgelben „Socken-Wellen“-Outfit zog an mir jetzt flotten Schrittes vorbei. Ihn würde ich sicherlich später im Ziel zu treffen. Auch Jörg war schon weit voraus und meinen Blicken entschwunden!

Nach dem Tunnel kam der IGA-Park. Irgendjemand rief mir „Sprintefix!“ entgegen und ich winkte zurück! Das motiviert doch gleich wieder!!!

Auf den nächsten knapp drei Kilometern ging es nun kreuz und quer durch den IGA-Park. Ich musste wieder an den Sturzregen vom letzten Jahr zurückdenken. Damals waren die Holzbrücken total rutschig, dazu war es innerhalb weniger Minuten fast komplett Nacht über Rostock gewesen. So schlimm war es glücklicherweise in diesem Jahr nicht! Im Gegenteil: die Temperaturen waren für uns Läufer recht angenehm und die leichte Brise sorgte für etwas Abkühlung!

Meinen Pace konnte ich hier immer noch bei 5:15 bis 5:20 halten (im Nachhinein recherchiert bei Sporttracks). Der Anstieg bei km 7 (Tunnelaufstieg in Richtung Krummendorf ) hatte es dann wieder in sich! An Verpflegungsstellen mangelte es nicht und so konnte ich bei jedem Stand „nachtanken“. Bei km 7, an der Mautstelle, nahm ich das erste von meinen zwei mitgebrachten „Energieversorgern“ – sprich Gels.

Ich überholte zwar hier und da noch einige Läufer. Allerdings hatten diese schon den größten Teil der Marathondistanz hinter sich und somit ein paar Kilometer mehr in den Beinen als ich. Am Versorgungspunkt in Oldendorf (km 9) feuerte mich Christiane vom SC Laage an und ich grüßte zurück. Schon lief es sich für mich wieder etwas leichter!

Lief ich auf den ersten Kilometern noch einen straffen 5er Schnitt, so waren es mittlerweile nur noch Werte um 5:30 min/km. Ich hatte aber nach wie vor ein gutes Gefühl , und das ist für mich die Hauptsache beim Laufen!

Nun ging es durch Rostocks Wohnviertel auf der Gehlsdorfer Seite der Warnow. Hier herrschte eine tolle Partystimmung und viele Anlieger feuerten die Läufer kräftig an. Die kleinen Kinder waren voller Begeisterung und wollten alle Läufer abklatschen. Auch ich klatschte die laufbegeisterten kleinen Fans ab. Die nächsten sieben Kilometer bis nach Gehlsdorf vergingen somit recht schnell.

So langsam machten sich bei mir die ersten Ermüdungserscheinungen bemerkbar. Der Kumpel von Gerd (SC Laage), mit dem ich eine ganze Weile zusammen lief, war jetzt auch meinen Blicken entfleucht. In Gehlsdorf hatte ich Probleme mit dem Aufreißen des Gels und ich blieb daher kurz stehen. Er lief natürlich sein Tempo weiter (hätte ich an seiner Stelle auch gemacht) und war natürlich, bis ich mein Gel-Problem gelöst hatte, schon lange außer Sichtweite. Schade, denn ich konnte mich ganz gut an seinem Pace orientieren.

Blöderweise verfiel ich nun auf dem letzten Drittel in meinem alten „Trott“, d.h. einem knapp 6er Schnitt! Fast unmerklich verliefen dann die letzten Kilometer zurück in die City für mich. Kurz vor km 17 war Gudrun nochmals zur Stelle und machte Fotos. Sie rief mir dann noch hinterher „Und wie machen wir das mit dem Auto?“. Sie hatte offensichtlich durch Jana und Roland von meinem Chip-Missgeschick gehört. Ich rief nur zurück: „Mal sehen!“. Für mehr Worte hatte ich in diesem Moment keine Luft!

Allerdings hatte ich gleich unterschwellig wieder das Thema im Kopf… Auf den letzten Kilometern bis ins Ziel hatte mich Gudrun mit dem Rad noch zweimal überholt und Fotos gemacht. Nun näherte ich mich langsam dem Ziel und, ehrlich gesagt, das Ankommen stand heute für mich im Vordergrund. Ich hatte echt keine Ahnung von meiner Zielzeit und hatte auch auf den letzten Metern keinen Lust, meinen Pace noch einmal groß anzuziehen. Andere legten dagegen noch einen richtigen Endspurt auf den letzten Metern in Richtung Neuen Markt hin. Da fühlte ich mich mit meinem 6er-Trott wie eine Schnecke. Von der Seite rief jemand „Wie läuft denn der?“. War ich etwa gemeint ???

Nach genau 1:55 h (netto) lief ich ins Ziel. Irgendwie war ich ziemlich geschafft und froh angekommen zu sein! Die ersten Gratulanten waren auch sofort zur Stelle: Gudrun, Jana, Roland, Christina, Matze! Alle sahen toppfit aus, nur ich ähnelte einer Ruine 😉 und ich war ziemlich fertig!

Plötzlich stieß mich jemand an und sagte, dass meine Person auf der anderen Seite des Zieleinlaufes erwünscht wäre. Tatsächlich, es war Kitty! Ich freute mich riesig und eilte schnell zur Ihr hin. Es war wirklich toll, mit Kitty kurz sprechen zu können (sofern ich noch dazu in der Lage war). Sorry Kitty!

Gudrun machte von der Gegenseite noch ein Bild von uns als sie mitbekam, mit wem ich mich unterhielt. Leider hatte Kitty es dann doch sehr eilig (sie wollten noch am Abend weiter), so dass es wirklich nur ein kurzes Gespräch war. Es war wirklich nett, dass sie noch meine Zielankunft abgewartet hat. Danke dafür! Jedenfalls wünschen wir Kitty und ihrem Trainer noch einen schönen Urlaub auf Deutschlands größter Insel mit möglichst vielen Sonnentagen!

Ich hatte mit gerade etwas zu trinken geholt, da hörte ich einen lauten Ruf: „Freeed!“
Es waren Maik und Christin_, die gerade Urlaub in Rostock machen. Maik, der auch Halbmarathon gelaufen war, hatte ich unterwegs schon gesehen, als er mich flotten Schrittes überholte.

Mit Maik tauschte ich mich dann noch etwas Läuferfragen aus. So konnte Maik mir noch einige interessante Tipps zur Marathonvorbereitung vermitteln. Spätestens in Berlin zum Marathon sind wir wieder beide am Start!
Mein Autorücktransportproblem hatte sich dank Maik und Christin_ ziemlich schnell erledigt. Die beiden fuhren mich zum Parkplatz rum und so konnte ich noch abends den Berli dort abholen :-). Vielen Dank dafür!

Übrigens war die Marathonnacht wieder top organisiert und die Verpflegungsstände spitze! Sogar an Laternen auf der Gehlsdorfer Seite wurde für die später eintreffenden Läufer aufgestellt. Auf dem Neuen Markt herrschte anschließend richtige Volksfeststimmung!

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Kategorie: Laufberichte | Tags: ,

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