Darwineum – Segen oder Fluch? – OZ-Forum am 25.01.2011

Veröffentlicht am von 10 Kommentare

Gestern Abend, 25.01.2011, begann 19 Uhr das Bürgerforum zum Thema Darwineum im Großen Saal des OZ-Pressehauses. Da täglich in der Ostsee-Zeitung (OZ) 30 bis 40 Leserbriefe ankommen, sah sich die OZ genötigt, zu diesem Bürgerforum zu laden.

Der Moderator der OZ war überrascht, wie viele Besucher zum Forum gekommen waren. Die Befürworter (zu erkennen am grünen Darwineum-Sticker) und Kritiker hielten sich zahlenmäßig die Waage.  Die Sitzplätze reichten bei Weitem nicht aus, so dass viele Gäste mit Stehplätzen vorlieb nehmen mussten. Laut OZ waren es ca. 450 Besucher.

Im Podium nahm als Gast der Zoodirektor Herr Nagel, der Wirtschaftsminister Herr Seidel und Rostocks „Grüner“ (!) Bausenator Herr Matthäus Platz.

Nach der Kurzpräsentation von Herrn Nagel, in dem er sein Darwineum als „Besuchermagnet der Extraklasse“  pries, richtete Herr Seidel einige Worte an die Anwesenden. Nach dem Warener Müritzeum und dem Stralsunder Ozeaneum bekomme nun eben Rostock ein Darwineum.

Das sich anschließende Statement vom grünen Bausenator Herrn Matthäus erschütterte allerdings. Für ihn war es nicht absehbar, dass Informationsbedarf bestehen würde. Wozu also die Öffentlichkeit aufscheuchen? Die Brisanz, dass der Barnstorfer Wald als Naherholungsgebiet für viele Rostocker fungiert, hatte er anscheinend nicht gesehen oder nicht sehen wollen. Er sei nach seinen Worten jedoch von der Idee des Darwineums elektrifiziert.

Danach ging es los mit Fragen und Kommentaren. Die Schlange der Fragesteller war lang. Insbesondere richteten sich die Kritiken auf die finanziellen Risiken und vor allem auf den Baustandort Barnstorfer Wald. Herr Seidel erkannte ziemlich schnell das Hauptproblem in dem vom Zoo gewählten Baustandort und meinte dazu, wenn es vor allem um den Standort ginge, dürfte sich doch eine Einigung finden lassen… Hier sollte ein Ansatz sein.

Die zahlreichen Fragen wurden oft nicht richtig oder erst gar nicht beantwortet. Auf die Frage, was ist, wenn nicht die erhofften 250.000 Gäste mehr kommen, kam lediglich die Antwort, dies sei eine zu pessimistische Frage und man solle diesen Fall nicht einplanen. Leider haben wir Rostocker schon schlechte Erfahrungen mit Großprojekten gemacht (IGA, Samoa, Tunnel, Scandlines-Arena).  Was ist, wenn das Darwineum im Barnstorfer Wald gebaut wird und es trotz allem zur Schau getragenem Optimismus nicht die erhofften Zahlen bringt? Dann hat Rostock ein beliebtes Naherholungsgebiet für neue Schulden zerstört.

Gerade zum Schluss hin sollten die Fragen nur im Block gestellt und dann im Block beantwortet werden. Etliche Bürger Rostocks stellten ihre Fragen.  Antworten? Fehlanzeige!  Stattdessen fing Herr Matthäus mit seinem Schlusswort an und wollte den Anwesenden die Demokratie am Beispiel von südamerikanischen Indianern erklären. Das war etwas fehl am Platze. Er ist nicht als Grüner in das Stadtparlament gewählt worden, damit er als Bausenator Naherholungsgebiete zerstört!

Obwohl bei weiten viele Fragen offen blieben und Herr Nagel keinen Millimeter von seiner Position „das Darwineum kommt“ abwich, hatte die Veranstaltung doch folgendes gezeigt:

–          es gab und gibt ein Informationsdefizit hinsichtlich des Gesamtprojektes
–          es gibt mehr Kritiker als erwartet
–          es sind bei weitem nicht nur Sportler die Probleme mit dem Standort haben.

Über den Gütevorschlag von Herrn Seidel sollte mal nachgedacht und die Alternativstandorte innerhalb des Zoos, die bereits im Vorfeld zur Disposition standen, nochmals überprüft werden. An seltenen Brombeeren sollte es doch wirklich nicht scheitern.

Bleiben tut dann aber immer noch das finanzielle „Restrisiko“. Herr Nagel trägt es nicht persönlich.

P.S.

Gudrun stellte eine ihrer in  dem öffentlichen Teil des Bürgerforums unbeantworteten Fragen jedoch noch anschließend Herrn Nagel persönlich: Wo befinden sich die zwei Naturwaldparzellen, von den ihr Frau Jacobi (Zoo-Mitarbeiterin) berichtet hatte? Diese sollen nämlich ins Grundbuch eingetragen werden und dürfen dann nicht gefällt werden (so lt. Auskunft von Frau Jacobi). Nicht ganz überraschend befindet sich eine geplante Naturwaldparzelle innerhalb des Zoos (zwischen Verwaltungsgebäude und Robbenbecken). Wäre hier nicht genügend Platz für das Darwineum gewesen? Warum muss Wald innerhalb der Zoogrenzen geschützt werden und im Barnstorfer Wald wird er der Allgemeinheit entzogen?

Lageplan Zoo , Quelle: GeoPortal Rostock

Der BUND hat sich jetzt auch positioniert: http://vorort.bund.net/rostock/positionen/positionen_7/positionen_115.htm

Sollte sich wirklich jeder durchlesen. Hier wird auf die Besonderheit des Barnstorfer Waldes als Erholungsfläche verwiesen.

Wie konnte aber die Landesforst das Gebiet zu Waldumwandlung in andere Nutzungsarten, wie es so harmlos heißt, genehmigen? War es der Landesforst nicht bewusst, dass es sich hier um ein Erholungsgebiet der Rostocker handelt?

Im §15 (bezieht sich auf Waldumwandlung in andere Nutzungsarten) des Waldgesetzes M-V steht drin:

„(4) Die Genehmigung ist zu versagen, wenn die Erhaltung des Waldes überwiegend im öffentlichen Interesse liegt, insbesondere

1.       bei wesentlicher Beeinträchtigung von Wald mit besonderen Schutz- oder Erholungsfunktionen oder ………

6.  …… oder die Erholung der Bevölkerung von wesentlicher Bedeutung ist.“

Kategorie: Darwineum | Tags: ,

10 Kommentare zu “Darwineum – Segen oder Fluch? – OZ-Forum am 25.01.2011

  1. Grundsätzlich betrachtet ist das eine super Sache, ich bin mir nicht sicher, ob das auch auf Dauer realistisch machbar sein wird.

  2. Bin durch Zufall über Suchmaschine auf den Artikel gestoßen.
    Darwineum, Segen oder Fluch? Der Fluch wird sich als solcher bestimmt noch erweisen…

  3. @Ratzie: Ist Dein Name Synonym für Ratzie-fatzie-weg-mit-dem-ganzen-Wald? Deine im ganzen Web verteilten Kommentare lassen darauf schließen…

  4. Wer auch seinen Unmut über das Darwineum kundtun möchte und helfen will, dass das Darwineum nicht in den Barnstorfer Wald gebaut wird, der sollte seine Unterschrift für das Bürgerbegehren zu Rettung des Barnstorfer Waldes setzen. Unterschriftenlisten und Infos (diese werden ständig erweitert) gibt es hier:
    http://www.rettet-den-barnstorfer-wald.de

  5. @Ratzie: Nun hat es der Zoo tatsächlich geschafft, endlich auf seiner Seite auf das Baugeschehen aufmerksam zu machen. Wolltest du darauf aufemrksam machen? Ein paar Bilder von den gefällten Buchen vermisse ich aber, ebenso die flächenmäßige Einordnung und Ausdehung im Barnstorfer Wald.
    Anfang des Jahres hieß es doch an gleicher Stelle („Baugeschehen des Zoos“) noch: „Momentan keine Bauvorhaben“. Da war das Darwineum an dieser Stelle wohl noch ein Geheimnis.

  6. http://www.zoo-rostock.de/baugeschehen/

    nur mal zur Information

    Es soll ja immer noch Menschen geben die denken das Darwineum war bis letztes Jahr ein Geheimnis 😉

    *DARWINEUM für Rostock*

  7. Hallo Ronald,

    ich weiß ja nicht, wie intensiv Du Dich mit der Meinung von Werner zum Darwineum befasst hast.
    Es geht jedenfalls nicht darum, den Bau zu verhindern, sondern ihn so zu gestalten, dass der Barnstorfer Wald erhalten bleibt und er auf finanziell einigermassen sicheren Füssen steht.
    Denn das Risiko trägt nicht Herr Nagel sondern wie schon beschrieben sondern die Steuerzahler der Hansestadt Rostock.

    Ich zumindest besuche mit meiner Familie gerne den ZOO…

    Übrigens: Ich laufe mit Werner schon seit über 30 Jahren gemeinsam und zwar nicht im Barnstorfer sondern im Küstenwald. also geht es uns bestimmt nicht um die 200 m Laufstrecke, was ja gerne als Argument dafür angeführt wird, wir seien gegen das Darwineum – das ist völliger Blödsinn…

    Also denk vielleicht über Deinen Beitrag noch mal nach von wegen „Undankbarkeit“ und so…

    Jörg Szymanski

  8. Das OZ-Forum war gut und wichtig. Hat aber auch gezeigt wie schwierig es sein wird einen Konsenz zu erreichen der möglichst viele Beteiligte zufrieden stellt.

    Ich bin auch der Meinung, dass ein besseres Affenhaus entstehen sollte. Das es nun Darwineum-Dimensionen haben muß bleibt fraglich. Beim jetzigen Stand der Entwicklung sollte man aber im Rostock-Interesse positiv aufgeschlossen bleiben.

    Worauf es jetzt ankommt ist es, dass Bewegung in die Sache kommt hinsichtlich der Einbindung:

    a) ist die Aussage „ins bisherige ZOO-Gelände paßt es nicht“ wirklich stíchhaltig?
    (bisherige Affenkäffige und gegenüberliegende der Festplatz bieten viel Raum, wie sieht es langfristig mit den angrenzenden Flächen dort aus? Dazu gab es im Forum nur die Behauptung GEHT NICHT, keinen Beweis.)

    b) wie sehen die angekündigten Nachbesserungen wirklich aus?
    (ich war beim Forum etwas enttäuscht, dass hier nur allgemein angedeutet wurde; neue 3km-Laufstrecke wie von Roman Klawun beschrieben im vorderen Bereich und neue Wege im hinteren Bereich des Waldes hören sich doch erstmal sehr gut an)

    c) der ZOO-Direktor zeigt sich sehr mutig und engagiert für das Projekt, sowas finde ich grundsätzlich gut. Er müßte aber deutlicher zeigen, dass es nicht um sein persönliches Risiko oder das des ZOOs geht, sondern es eine Risiko der Stadt und aller ihrer Bürger ist.

    Also: AUCH FÜR DARWINEUM … aber besser als es bisher geplant ist.

    Werner Weber

  9. Das letzte Mal haben wir haben Anfang Oktober mit 8 Leuten den Zoo besucht. Unsere 5 Jahreskarten sind noch bis März gültig.
    Ich gehe in der Woche vor um 7 aus dem Haus und komme meist so zwischen 18 bis 20 Uhr nach Hause (habe 1 Stunde Fahrzeit hin und 1 Stunde Fahrzeit zurück, da ich auswärts arbeite). Und wir nutzen auch als Anwohner den Barnstorfer Wald sehr rege, nicht nur zum Laufen und genießen nach einer stressigen Woche die Ruhe dort zum Abschalten beim Spazierengehen.
    Normalerweise sollte sich Rostock glücklich schätzen, solch einen Wald noch innerhalb der Stadtgrenzen zu haben. Solche Erholungsgebiete sind für die Lebensqualität der Bewohner einer Stadt auch wichtig.

  10. Hallo Gudrun,

    ich bin auch Freizeitsportler, in zwei Sportvereinen und u. a. laufe ich manchmal (Beststrecke bei Werners Stundenläufen über 12,7 km und mit Werner bin ich auch schon mal geskikt). Eure Seite finde ich ganz toll und informiere mich gern über die erbrachten Leistungen. Euer Engagement finde ich allgemein toll, besonders wenn es so selbstlos ist, wie Werners Stundenläufe. Egoistische, geltungssüchtige Spinner seid Ihr mit Sicherheit nicht.

    Nun zum heißen Eisen, dem Darwineum. Als Mitglied im Zooförderverein habe ich am Forum mit dem grünen Sticker teilgenommen. Von diesem „…um“ in Rostock bin ich total begeistert und freue mich schon ganz doll darauf. Damit es auch Realität wird schreibe ich hier und hoffe auf ein offenes Ohr.

    Das Darwineum kommt höchstwahrscheinlich. Aber nichts ist unmöglich, besonders etwas kaputtzumachen. Insofern könnt Ihr auch Erfolg haben mit Eurem Wunsch: “Darwineum nicht im Barnstorfer Wald“.

    Doch wollt Ihr diesen „Erfolg“ überhaupt? Wenn ja, wollt ihr auch die Folgen bzw. habt Ihr bei allem Eifer auch mal in Ruhe darüber nachgedacht; mit etwas Abstand?

    Für den ganzen Wirbel sehe ich nur ein wirkliches Argument und das ist noch nicht einmal eins für euch. Der Streit als solcher ist nämlich interessant. Schlechte Nachrichten sind die besten Nachrichten und so was freut die Medien. Es war doch kein Zufall, dass die Ostseezeitung zum Forum eingeladen hat, sondern deren Eigeninteresse. Das ist auch in Ordnung, aber worum es eigentlich geht, ist den Medien doch egal und es wird immer gern mal was verdreht.

    Worum geht es euch also? Naturschutz allgemein kann es nicht sein, weil keine Ameise und kein Baum einen Läufer oder Spaziergänger benötigt. Die Bäume, die gefällt werden zumindest ihrer Anzahl nach auch nicht, weil bei jedem anderen Standort – insbesondere auf dem bisherigen Zoogelände – mehr Bäume hätten gefällt werden müssen. Das wirtschaftliche Risiko für die Stadt kann es auch nicht sein, weil Euch die Errichtung an einem anderen Ort egal gewesen wäre und wo diese Naturwaldparzellen sind, interessiert doch auch nicht wirklich.

    Klar, der Barnstorfer Wald verändert sich durch das Darwineum und wird kleiner, Gebäude Besuchermassen mit ihren Fahrzeugen kommen dazu. Bauarbeiten eh sind immer lästig und zum Laufen gibt es am Ende mehr Wege. Für einen Wald ist es langfristig wohl immer unglücklich, wenn er dicht an einer Großstadt liegt. Aber es bleibt doch was übrig vom Barnstorfer Wald.

    Unabhängig von den formal-rechtlichen Genehmigungen möchte sicherlich die Mehrheit der Rostocker das Darwineum. Nicht alle Rostocker sind Sportler, nicht alle Rostocker Sportler laufen … und nicht alle Barnstorfer-Wald-Läufer stören die Bauarbeiten, weil sie vorläufig ausweichen. Bei den Spaziergängern und Hundefreunden ist es doch ähnlich. Die meisten Rostocker fanden doch auch „Schaffen für die Affen“ gut. Dabei war doch auch jedem klar, dass so etwas nun einmal Geld kostet. Nun ist die Dimension größer geworden, Risiken und Chancen natürlich auch. Ihr könnt es bestimmt nicht mehr hören, aber das Ozeaneum dürfte wohl Einfluss gehabt haben auf die Projektpläne. Bei mehr als 2 Millionen Besuchern bisher bei bis zu 14 Euro Eintritt redet wohl keiner mehr über Risiken. Ich hätte nie aber gedacht, dass das so viele Besucher werden, wo doch das Meereskundemuseum um die Ecke ist und wo kommen die alle her.

    Die von euch so heftig kritisierte Lage außerhalb des bisherigen Zoos ist bestimmt auch für den Erfolg insgesamt sehr wichtig. Es drängt sich doch auf, dass man das Darwineum dort ohne den restlichen Zoo besuchen kann, so wie das Ozeaneum ohne das Meereskundemuseum. Ich hoffe jedenfalls, dass möglichst viele Besucher den Zoo und das Darwineum besuchen. Immer wenn in an dem fast leeren Zooparkplatz vorbeifahre, habe ich mir mehr Zuschauer gewünscht.

    Zu wenig Information im Vorfeld ist wohl immer ein Manko von Projekten. Berichte, in der Art: „Affenhaus auf dem Zooerweiterungsgelände …“, gab es doch im Vorfeld genug. Jedenfalls für den interessierten Leser der Regionalzeitschriften, auch wenn sie vielleicht an euch vorbeigelaufen sind. Es kommt ein wenig so rüber, als wenn euch der Zoo hätte sagen sollen, dass ihr auf „seinem Gelände“ lauft und euer Widerstand hat zumindest den Beigeschmack von Undankbarkeit.

    In jedem Fall ist unser Zoo doch nicht euer Feind. Der hat euch laufen lassen und wird euch laufen lassen im Barnstorfer Wald. Wann habt ihr eigentlich das letzte Mal den Zoo besucht? Unabhängig von Großprojekten gibt es da eine Menge Infos. Die interessanteste Info für mich war im letzten Jahr die „Entwicklung des Wickelbärbestandes“. So haben irgendwelche kriminellen Tierhändler u. a. einen Wickelbären ausgesetzt, der dann hierzulande gefunden und natürlich im Zoo abgegeben wurde. Dort wurde vorübergehend aufgenommen, damit er überlebt. Die Zoomitarbeiter konnten sich dann aber von dem süßen Etwas nicht mehr trennen. Dieses „Problem“ wurde dann mit recht großem Aufwand dadurch gelöst, dass eine Futterküche zum Gehege umfunktioniert wurde und ein zweiter Wickelbär als Gesellschaft kam dazu. Das ist unser Zoo, find ich super.

    Nun solls auch genug sein, um Argumente geht es ja eigentlich nicht. Ob ihr es nun wollt oder nicht, mit der Kritik habt ihr euch in die erste Reihe gestellt und ich hoffe, ihr wisst, wann ihr am Ziel seid.

    Ronald Zabel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert