Gastbericht von Gerlind: Unser Spreewald-Ausflug

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Gerlind_Spreewald

Nachdem ich in einem Internet-Portal für Läufer einen sehr interessanten Bericht über den Spreewald-Marathon im vergangenen Jahr gelesen hatte, wollte ich mich auch dieser sportlichen Multi-Herausforderung stellen. Denn es handelt sich bei dem dreitägigen Event nicht nur um einen Marathon, sondern die Sportler haben die Wahl zwischen 34 verschiedenen sportlichen Veranstaltungen (11 Läufe, 4 Walkings, 4 Wanderungen, 8 Radtouren bzw. Zeitfahren, 3 Skating-Veranstaltungen 4 Paddelrouten). Das Schöne daran ist, dass es bei den meisten dieser Veranstaltungen eher um das Erleben von Landschaft, Natur und Gemeinsamkeit geht, als um Zeiten oder Strecken.

Wir waren vorher noch nie im Spreewald gewesen und hofften, diese Landschaft in drei Tagen ausgiebig kennenlernen zu können. Für Freitag hatten wir uns das Paddeln vorgenommen. Da mein Mann und mein Sohn sich auch unbedingt eine goldene Gurke verdienen wollten, entschieden wir uns für die Marathonstrecke. 42,1 km sind für Ungeübte in einem 3er Kajak ohne Steuerung kein Pappenstiel! Ich hatte mich vorsichtshalber nicht für das Paddeln angemeldet und bin nur als Aushilfe für den Notfall mit ins Boot gestiegen. Denn auf der Seite des Veranstalters hieß es wörtlich: „Da darf Mutti im Boot schon einmal ein Buch lesen und der Papa muss paddeln.“

Schon vor 9 Uhr machten wir uns bei herrlichem Sonnenschein, aber noch etwas kühlen 8°C in unserer „grünen Gurke“ auf den Weg durch den „Südumfluter“ in das verzweigte System der Flüsschen und Kanäle im Spreewald. Ich hatte dem Vermieter gesagt, er solle nicht vor 18 Uhr mit uns rechnen. Für die 42 km veranschlagte ich ca. 9 Stunden. Anhand der Karte, die uns der Bootsverleiher gegeben hatte, fanden wir den Weg zu den drei Punkten, an denen wir uns die Stempel abholen sollten, die man für die Gurken-Medaillen brauchte.

Schon kurz nach dem Start kam die erste Schleuse in Sicht. Ein gleichzeitig mit uns gestartetes Ehepaar ließ uns mit in die Schleuse einfahren. Der Mann stieg aus und bediente die Kurbel, sodass sich die Schleusentore schlossen. Der Pegel stieg und die Boote wurden angehoben. Dann konnte der Mann die anderen Schleusentore öffnen und wir fuhren weiter. An der bald folgenden 2. Schleuse erklärte er Hauke die Handhabung, sodass wir ohne Probleme durch die noch folgenden 9 Schleusen kamen. An manchen Schleusen hatten sich Leute postiert, die für ihre Dienste jeweils 50 Cent erhielten. Wir überlegten, ob es nicht schneller gehen würde, das Boot um die Schleuse herumzutragen. Aber auf Schnelligkeit kam es hier ja nicht an. Wir trafen im Verlauf des Tages immer wieder auf eine Gruppe mit 5 2er-Kajaks, die die Marathonstrecke schon zum 6. Mal absolvierte. Sie machten im Gegensatz zu uns immer ausgiebig Pausen, weil sie sich das leisten konnten.

Nach ein paar Stunden erreichten wir den Ort Leipe und befuhren von da an die Hauptspree. Im Museumsdorf Lehde begegneten uns mehrere „Fleischkähne“, auf denen sich die Leute bei Essen und Trinken vergnügten, während ein Fährmann das Boot stakend vorwärtsbewegte. Langsam wurden uns die Arme schwer und wir fühlten die Muskeln wachsen. In Lübbenau verpassten wir die Abbiegung nach rechts, weil da kein Schild stand, aber dann sahen wir die anderen Paddler und drehten um. Die Wasserstraßen sind mit Verkehrsschildern wie auf Autostraßen versehen. Nun weiß ich, dass ein viereckiges Schild mit je einem roten Balken oben und unten und einem weißen in der Mitte kein Hoheitszeichen von Österreich ist, sondern „Einfahrt verboten“ heißt und eine Einbahn-Wasserstraße kennzeichnet. Es gab 2 Umleitungen auf der Strecke. Die 1. davon war zwar gut ausgeschildert, bedeutete aber zusätzliche 2 km. Leider konnten wir uns an der Gaststätte „Wotschofska“ noch keine ausgiebige Rast gönnen, denn wir hatten noch nicht einmal die Hälfte geschafft. Hier waren wir in großer Versuchung, eine Abkürzung zu nehmen, aber dann wäre uns der urwaldähnliche Teil des Spreewaldes entgangen. Hier sind wohl die mystischen Spreewaldkrimis gedreht worden, die manchmal im Fernsehen gezeigt werden. Das kurvige Nordfließ wollte einfach keine Ende nehmen. Hier machte sich die fehlende Steuerung unseres Bootes am stärksten bemerkbar.

Aufgrund nachlassender Kräfte oder mangelnder Koordination bewegten wir uns oft im Zick-Zack-Kurs übers Wasser. Als der Wald sich lichtete, sahen wir plötzlich in der Nähe des Ufers zwei Biber, die sich nicht von uns stören ließen.
Kurz danach gönnten wir uns endlich eine etwas längere Pause im Hafen „Waldschlösschen“ in Burg-Kauper und stärkten uns mit Schnitzel und den hier so beliebten Hefeplinsen (die wir als Eierkuchen bezeichnen würden). Wir wussten aber, dass Burg die flächenmäßig größte Gemeinde Deutschlands ist und wir deshalb noch lange nicht am Ziel angekommen waren.

Leider war die 2. Umleitung nur lückenhaft ausgeschildert, sodass wir einmal falsch fuhren und umkehren mussten. Unangenehmerweise passierte das zu einem Zeitpunkt, als ich von hinten wiederholt den Satz hörte: „Ich hab die Schnauze voll.“ Gegen 19:30 Uhr kamen wir endlich wieder am Bootshaus Leineweber an und Gerd und Hauke bekamen ihre verdienten goldenen Gurken umgehängt.

Radtourenfahrt über 110 km von Lübben

Am Samstag fuhren wir mit dem Auto nach Lübben, wo wir zu unserer Radtourenfahrt über 110 km starteten. Tausende Radler waren dort bereits mit ihren Rennrädern auf der Schlossinsel. Gerd und ich waren mit unseren „Omi-Rädern“ die absolute Ausnahme, aber das störte uns nicht. Trotz der vielen Nachmelder klappte die Abholung unserer Startunterlagen problemlos. Wir befestigten die Startnummern am Lenker. Pünktlich um 9 Uhr setzte sich der Pulk langsam in Bewegung. Ich hatte einen Schnitt von 20 km/h anvisiert und plante 1 Stunde Pausen ein, sodass wir etwa gegen 15:30 Uhr wieder in Lübben ankommen müssten. Schon nach 2 km schickten wir Hauke voraus, denn schließlich sollte es allen Spaß machen und er sich mit seinem Rennrad nicht unterfordert fühlen. Er fand auch schnell eine Gruppe, in der er mitfahren konnte. Schon nach etwas mehr als 4 Stunden war er wieder in Lübben und konnte sich in die Sonne legen.

Wir sahen auf dieser Tour viel von der Landschaft zwischen Lübben, Straupitz, Burg und Lübbenau. Die Strecke war sehr gut ausgeschildert, sodass man sich nicht verfahren konnte und auch nicht in die Karte zu schauen brauchte. Nach etwa 35 km, als wir schon von etlichen Rennradlern überholt worden waren und endlich in Ruhe die Landschaft genießen konnten, näherten wir uns dem 1. Verpflegungspunkt in Groß Leuthen. Die Stimmung an den Depots war ausgelassen, die Verpflegung schmeckte ausgezeichnet. Es gab alles, was das Herz begehrt und ein Radler so braucht. Schon nach 10 Minuten setzen wir unsere Tour fort. Auf den verkehrsarmen Straßen konnte man sehr gut vorankommen. Kurz nachdem wir den Briesensee passiert hatten, lockte ein Schild „Lübben 7 km“, aber wir wussten, dass das nicht unsere Richtung war. Bald hatten wir den 2. Verpflegungspunkt in Straupitz erreicht. Auch hier war es sehr voll, sodass wir auf Kaffee und Plinsen verzichteten und uns auf den Weg nach Burg machten. Von dort war es nicht mehr weit nach Raddusch, wo eine Slawenburg Besucher anlockt. Noch mehr faszinierte mich aber der riesige Tagebausee, dessen Ufer größtenteils Sperrgebiet ist. Mir ging der Begriff „zerfressene Landschaft“ durch den Kopf. Hier war auch der einzige nennenswerte Anstieg der Strecke.

Wir wurden oft von Rennradfahrer-Gruppen der verschiedenen Strecken überholt (200, 150, 110 km). Das hörte sich an, als ob sich von hinten ein Bus nähern würde. Vor der Therme „Spreewelten“ erwartete uns der letzte Verpflegungspunkt, wo wir uns erneut stärkten, denn die letzten Kilometer nach Lübben hatten es noch einmal in sich. Ein unerwartet starker Gegenwind drückte unseren Schnitt auf 21,1 km/h. Das letzte Stück war auch wegen der vielen Autos auf der Straße etwas anstrengend. Zum Glück fand Gerd schnell den Weg in Lübben zur Schlossinsel, wo wir genau um 15 Uhr nach 115,5 km gefahrenen km ankamen und Hauke uns mit seiner schweren silbernen Gurke bereits erwartete. Auch wir bekamen unsere bronzenen Gurken umgehängt. Ich ließ mir gleich die Beine massieren, um sie für den folgenden Tag fit zu machen.

Als wir zurück zur Jugendherberge in Burg fahren wollten, mussten wir noch einmal auf die Räder steigen, denn die Ringchaussee war wegen des Skater-Marathons gesperrt. An den Versorgungsständen hatten wir die Auswahl zwischen Pizza, Hefeplinsen und Currywurst.

Marathon rund um Burg

Am Sonntag stand als Höhepunkt für Gerd und Hauke der Halbmarathon und für mich der Marathon auf dem Programm. Die Veranstalter hatten geworben mit dem „flachsten Marathon der Welt (Höhenunterschied <1,8 m)“. Dass die Strecke komplett asphaltiert war, stimmte zwar nicht ganz, tat aber dem Spaß keinen Abbruch. Da der Start erst um 10:30 Uhr war, hatten wir ausreichend Zeit für alle Vorbereitungen. Für mich war es der erste Marathon mit einer so großen Zahl von Läufern am Start. Ich freute mich, dass ich endlich mal wieder in kurzer Hose und Shirt laufen konnte. Da ich mich für das Rennsteig-Shirt entschieden hatte, wurde ich während des Laufes und sogar noch danach in der Dusche von einigen daraufhin angesprochen.

Hauke_Spreewald

Vor dem Start gedachten wir der Opfer der Anschläge auf den Boston-Marathon. Noch in Burg lief ich ein paar Minuten neben einem Mann mit Hund, der aus Dresden kam. Leider verstand ich sein Sächsisch nicht so gut, aber ich begriff, dass er viel zu schnell für mich war und drosselte mein Tempo etwas. Als die 10 km-Läufer abbogen, gab es endlich genug Platz für jeden. Die km 3 bis 21 lief ich mit einem Mann aus der AK M35, mit dem ich mich gut unterhielt. Es war sein 2. Marathon, er läuft nur einen pro Jahr, wollte gern unter 3:30 h laufen und seine Familie würde ihn im Ziel erwarten. Seine Pulsuhr zeigte an, dass wir immer noch 5 Min. pro km liefen. Ich wusste, dass ich dieses hohe Tempo würde büßen müssen und wollte die 2. Runde langsamer angehen. Meine Halbmarathon-Durchgangszeit lag bei 1:46,5 h und damit viel zu schnell.

Bei km 17 trafen wir erst Gudrun, die schnell noch ein Foto von uns schoss, und gleich darauf Fred. Ab km 21 lief ich allein, mein Begleiter zog mit einem Affenzahn davon. Schon 9 km später sah ich ihn aus einer falschen Richtung kommen. Komisch – hier konnte man sich gar nicht verlaufen! Auf der 2. Runde überholten mich 7 Frauen, die sich das Rennen alle besser eingeteilt hatten. Bei km 28 hatten ich einen Krampf in der rechten Wade und musste von da an vorsichtig sein, durfte mich vor allem nicht umdrehen, nicht bücken usw. Schade, denn da hatte ich gerade einen dänischen Triathleten getroffen (er sprach mit einem anderen Läufer über den Ostseeman), den ich später bei km 37 nochmal kurz sprechen konnte. 3 km vor dem Ziel überholte mich eine Frau aus meiner AK, die mir noch 3 Minuten abnahm. Aber für mich zählte etwas anderes: An der Wende 1,3 km vor dem Ziel rief eine Helferin: „Da kommt eine, die noch lacht.“ Das war für mich das schönste Lob und gab mir den nötigen Schwung für die letzten Meter. Meine Familie empfing mich im Ziel. Ich sah sofort Haukes Urkunde für den 1. Platz in seiner AK. Nach einer wohlverdienten Massage und Dusche machten wir uns auf den Weg nach Hause.

Aufgrund der Vielfalt des Programms beim Spreewald-Marathon ist diese Veranstaltung sicher für einige Sportfreunde des SV Warnemünde zu empfehlen, denn jeder findet das, was er sucht.

Gerlind Michaelis

Kategorie: Laufberichte | Tags: ,

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